Wie riskant wäre es, aus Flugzeugen so viel Schwefeldioxid in der Stratosphäre auszusprühen, um die Sonneneinstrahlung so zu dämmen, dass die Erderwärmung nicht nur angehalten, sondern sogar reduziert werden könnte? Was wie ein Science-Fiction-Ansatz gegen die Klimakrise klingt, hat der österreichische Wissenschaftler Gernot Wagner untersucht, der an der New York University lehrt. Bei diesem interessanten Mann wird Österreichs Staatsspitze, die derzeit bei der UNO-Vollversammlung in New York weilt, vorbeischauen.

Wagner ist ein herausragender Klimaexperte. Mit „Klimaschock“ gelang ihm 2017 das „Wissenschaftsbuch des Jahres“. Heuer legte der Klimaökonom „Stadt Land Klima – Warum wir nur mit einem urbanen Leben die Erde retten“ nach. Was können Bundespräsident Alexander van der Bellen und Bundeskanzler Sebastian Kurz von Gernot Wagner zum Klimaschutz erfahren?

Der Autor der Morgenpost traf Wagner 2017 an der Harvard University, wo dieser damals gerade lehrte und das „Harvard Solar Geoengineering Research Program“ begründet hatte. Mit faszinierend klingendem Narrativ: Technisch sei es relativ einfach, so erzählte Wagner, mit einer überschaubaren Flotte an Flugzeugen ausreichend Schwefeldioxid in der Stratosphäre auszubringen, dessen Partikel Sonnenlicht zurück in das All reflektieren und so die Sonneneinstrahlung auf die Erde reduzieren. Die jährlichen Kosten schätzte er auf einen zweistelligen Millionen-Dollar-Betrag. Ziel des Forschungsprogrammes war, zu klären, mit welchen Risiken dieses Solar Geoengeneering verbunden wäre.

2020 publizierte die Washington Post das Ergebnis des Forschungsprogrammes: Die Methode sei machbar, um das gewünschte Ziel einer Senkung der Erderwärmung um bis zu einem Grad Celsius zu erreichen, die Risiken seien aber hoch und noch nicht voll einschätzbar. Inzwischen hat Wagner die Erkenntnisse im Buch „Geo Engeneering – The Gamble“ zusammengefasst. Der mechanische Zugang für ein reguliertes Erdklima bedeute zusätzliche Verschmutzung in der Oberen Stratosphäre, die zusätzlich Sorgen bereiten müsse.