Wer Druck ausüben will, gibt am besten eine Umfrage in Auftrag. Und so hat gestern der „Verein für selbstbestimmtes Sterben“ die Regierung auf das Ergebnis einer „aktuellen Umfrage“ hingewiesen. Eine Umfrage, bei der sich nur 23 Prozent dafür aussprechen, dass einzig Todkranke mit sehr kurzer Lebenserwartung ein Recht auf assistierten Suizid haben sollen. Die große Mehrheit sagt also Ja zum assistierten Suizid ohne große Einschränkungen. Bleibt zu hoffen, dass andere Gruppen mit anderen Umfragen kontern, bevor die Regierung in den nächsten Wochen die Rahmenbedingungen für die vom Verfassungsgerichtshof beschlossene Legalisierung des assistierten Suizids festlegen wird. Was da auch einmal gefragt werden könnte? Beispielsweise: Sehen Sie es als Aufgabe der Gesellschaft oder kommerzieller Vereine, beim Suizid zu assistieren oder werten Sie den Suizid als freie, individuelle Entscheidung jedes einzelnen? Oder: Glauben Sie, dass die Hilfe zur Selbsttötung kranken, hilflosen Menschen signalisieren könnte, dass sie eher nicht mehr gewollt sind? Könnte indirekt Druck ausgeübt werden, dem Leben ein Ende zu bereiten, um nicht mehr zur Last zu fallen, wenn wie in Deutschland Sterbehilfe-Vereine nicht nur in Altenheimen Hilfe zum Sterben anbieten? Oder: Werden sich Gesellschaften verändern, wenn wir uns einander den Tod organisieren?