Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser!

Antizipation, Sprintstärke, Ausdauer, Gefühl, Kraft, Kreativität, Konzentrationsstärke, Geduld, Bestimmtheit. Eine Sportart als Lebensschule. Wer ein guter Tennisspieler sein will, sollte schon einige dieser Eigenschaften mitbringen – und manches mit Humor nehmen. Mit Begeisterung und Einsatz lässt sich vieles, aber nicht alles kompensieren. Auf den heimischen Tennisplätzen wird dieser Tag jedenfalls motiviert dem Ball nachgejagt, manche Betreiber berichten von einem Ansturm, Tennisclubs verzeichnen nach vielen schwierigen Jahren wieder steigende Mitgliederzahlen. Sieben Anrufe brauchte es etwa, um diese Woche abends einen verfügbaren Platz in Klagenfurt zu finden.

Dominic Thiem. Das ist eine häufige Antwort auf die Frage nach den Gründen für den Aufwind des Tennissports. In Deutschland zeichnet sich durch die Erfolge von Olympiasieger Alexander Zverev eine ähnliche Entwicklung ab. Vom größten Boom seit den Erfolgen von Boris Becker und Steffi Graf in den 1980er- und 1990er-Jahren ist dort schon die Rede. In Österreich verliehen damals die Erfolge von Thomas Muster, Horst Skoff und Alex Antonitsch dem Tennissport einen enormen Schub. „Die Leute haben uns förmlich die Türen eingerannt“, erinnert sich der Betreiber einer Tennisanlage. Weitere Gründe für den aktuellen Zulauf neben Zugpferd Thiem? Die Coronakrise und geschlossene Hallen im Winter haben den Drang nach Bewegung verstärkt. Der Trendsport Padel-Tennis, eine Mischung aus Tennis und Squash, lässt Sportbegeisterte auch wieder zum klassischen Racket greifen.

Die Giganten des Tennissports, die fast zwei Jahrzehnte lang eine nie dagewesene Dominanz ausgestrahlt haben, sind indes müde geworden. Maestro, FedEx, King Roger: Der 40-jährige Roger Federer (310 Wochen Nummer 1 der Welt, 103 Turniersiege) steht wegen einer weiteren Knieoperation vor dem Karriereende. Der 35-jährige Rafael Nadal (209 Wochen Nummer 1, 88 Turniertitel) plagt sich mit hartnäckigen Fußproblemen und könnte die US Open im September ebenfalls verpassen. Bleibt der 34-jährige Novak Djokovic (329 Wochen Nummer 1, 85 Turniertitel) als lachender Dritter? Nach den bescheidenen Auftritten bei Olympia könnte er mit seinem 21. Grand-Slam-Titel die beiden Kontrahenten auch in dieser Statistik überflügeln. Titelverteidiger Dominic Thiem fällt als Hindernis weg, er hat seine völlig verkorkste Saison nun verletzungsbedingt für beendet erklärt.

Einen sportlichen Tag wünscht

Wolfgang Fercher