Es wäre nicht Österreich, wenn wir es nicht schaffen würden, sogar eine radikale Vereinfachung wie die Einführung einer bundesweiten Jahreskarte für alle öffentlichen Verkehrsmittel zu verkomplizieren.
Genau das passiert aber nun: Mit 26. Oktober soll die österreichweite Stufe des 1-2-3-Tickets - "alle Öffis um 3 Euro pro Tag", in Summe also um 1095 Euro pro Jahr - in Kraft treten.

Nur wird sie, Stand jetzt, eben noch nicht für ganz Österreich gelten, sondern vorerst nur für sechs Bundesländer, nicht aber für Niederösterreich, Wien und das Burgenland – außer der ÖBB-Züge dort.

Alles klar?

Mit ein bisschen Pragmatismus lösbar

Dahinter stecken vor allem zähe Verhandlungen mit Wien, das sich querlegt - teils aus guten Gründen, teils aber aus Prinzip. Im Raum steht, dass die dort regierende SPÖ (die das 123-Ticket selbst im Wahlprogramm hat) den Grünen den Erfolg ihres Prestigeprojekts nicht gönnen will.

Mit der Ankündigung von Klimaministerin Leonore Gewessler, das Ticket mit oder ohne Ostregion am 26. Oktober einzuführen, gibt es jetzt – ja, die Grünen lernen, Politik zu spielen – eine Deadline, das ganze doch noch einer vernünftigen Lösung zuzuführen.

Nachdem sechs andere Länder bereits unterschrieben, zwei zumindest Zustimmung signalisiert haben, stehen sowohl Wien als auch Ministerium unter einem gewissen Druck: Wien, weil das Angebot nicht so schlecht, die bürokratischen Hürden nicht so hoch sein können, wenn die anderen Bundesländer schon an Bord sind. Das Ministerium, weil es die Zustimmung der anderen mit so großen finanziellen Zugeständnissen zu Infrastrukturprojekten erkauft hat, dass alles andere als eine vollständige Umsetzung des 123-Tickets eine Niederlage wäre.

Mit ein wenig gutem Willen sollte eine Lösung bis Ende Oktober also machbar sein – ob der nach der Ankündigung Gewesslers und der anderen Länder, fix zu starten, noch da ist, wird interessant zu beobachten sein.

Zuletzt: das 123-Ticket sollte mit einer strengen Evaluierung verbunden werden. Das Budget dafür hat der Bund vorerst nur für zwei Jahre gesichert; am Ende dieses Zeitraums sollte es klare Kriterien geben, ob das billige Bundesticket ein Erfolg war und fortgesetzt wird – oder ob es nicht eine Gießkannenförderung ist, deren Kosten man besser einsetzen könnte, etwa zur weiteren Verbesserung des Öffi-Angebots.