Muss man die Unvernunft gendern, wenn beim Anblick der Bilder ohnehin evident ist, dass sie männlich wie weiblich ist?

Knapp 20.000 junge Österreicher folgten der Einladung österreichischer Veranstalter auf eine Insel nach Kroatien und baten das Delta-Virus, gewissermaßen als körpernahe Dienstleistung, ein paar Tage und Nächte zum Tanz, und dieses Virus lässt sich, wie man weiß, nicht lange bitten. Der Tanz ist sein Businessmodell.

Man sieht die Aufnahmen und die dichtgedrängten Menschenmassen und glaubt es nicht. Austria goes Zrce, Corona goes Austria: creative writing, der stärkste Texteinstieg der heutigen Ausgabe, Seite 12.

In den Internet-Foren kann man dazu den Stehsatz lesen: „Die Jungen sollen endlich wieder jung sein und feiern dürfen. Wo sie es doch besonders schwer gehabt haben.“

Kann man bitte den Jungen bei aller Empathie für sie auch sagen, dass Jungsein in einer Pandemie, mitten im Anschwellen einer neuerlichen Infektionswelle, nicht die Abwesenheit von Vernunft und den „tagelangen Austausch von Körperflüssigkeiten unter Zufallsbekanntschaften“ (Der Standard) und auch nicht die „wilde Konfiguration von unnachvollziehbaren Wohngemeinschaften“ (Kleine Zeitung) bedeuten sollte? Und darf man sie bei allem Verständnis für Erlittenes daran erinnern, dass sie nicht die Einzigen waren, die eine schwere Zeit durchgemacht haben? Dass es viele gibt, die eine noch viel schwerere hatten und nicht nur ihre Rituale und gemeinsamen Wochenenden zum Abhängen verloren, sondern ihre wirtschaftliche Existenz, sodass sie sich eine Massenparty im Ausland gar nicht mehr leisten können?

Die Fragen darf man stellen, weil es heißt, dass die Massenfete im „Ibiza Kroatiens“ eine Art verspätete Maturafeier war. Die meisten waren also angeblich nicht nur 3-G-geprüft, sondern auch reifegeprüft. Man sieht: Tests müssen nicht immer zuverlässig sein. Manchmal sind sie nicht einmal ein Richtwert.

Der Veranstalter gibt sich im Fernsehen schwer irritiert und überrascht von den importierten Wucherungen, denn man habe schließlich alle österreichischen Regeln übererfüllt, obwohl man bekanntlich gar nicht in Österreich gewesen sei.