Wrabetz tritt zum vierten Mal an, Fellner steht enorm unter Druck, Kurz erhält einen Medienpreis – Namen sind Nachrichten. Dass ein italienischer Fernsehriese und sein französischer Großaktionär auseinander gehen, wirkt vorerst weniger sexy. Mediaset trennt sich von Vivendi. Dadurch gibt es gegen die Expansion der Sendergruppe keine interne Blockade mehr. Sie plant ein europäisches TV-Netz, sagt der Chef von Mediaset. Er heißt Pier Silvio Berlusconi – Namen sind Nachrichten. Nicht nur das: Wenn der Sohn des berüchtigten Rechtspopulisten, vierfachen Ex-Ministerpräsidenten und Europaabgeordneten das wirklich schafft, kann es fatale Auswirkungen haben; besonders auf – Österreich.

Mediaset erhöht seit Jahren seine Beteiligung an ProSiebenSat.1, dem zweitgrößten Fernsehkonzern Europas. Als größtes Hindernis für den vermuteten Übernahmeversuch galt der Konflikt im eigenen Haus. Gelingt ein solcher Coup, steht Österreichs wichtigste Privatsendergruppe unter Kuratel von Mediaset. Denn Puls4, ATV, Puls24 und ATV2, die insgesamt ein außergewöhnlich engagiertes, unabhängiges und qualitätsvolles Informationsangebot liefern, sind Töchter von ProSiebenSat.1. Die heimatbasierten Kanäle haben gemeinsam mit den Austro-Ablegern ihres Konzerns beim meistumworbenen Publikum unter 50 Jahren mehr Marktanteil als der ORF. Daneben bleibt nur noch Servus TV als hiesiges Vollprogramm. Aus ursprünglichen Verlagshäusern kommende Sender wie Oe24.tv spielen in einer viel tieferen Liga.

Wenn die Italiener das Kommando bei ProSiebenSat.1 übernehmen sollten, ständen hinter den für Österreich demokratiepolitisch relevanten nicht öffentlich-rechtlichen Fernsehprogrammen Silvio Berlusconi (84) und Dietrich Mateschitz (76) bzw. die Familien der betagten Milliardäre mit massiven (gesellschafts)politischen Absichten. Dazu muss erneut erwähnt werden, dass vor einem Jahr, als Mediaset weitere Anteile von ProSiebenSat.1 erworben hat, die gebürtige Italienerin Antonella Mei-Pochtler dort Aufsichtsrätin geworden ist. Als Beraterin leitet sie zudem "Think Austria", die Stabstelle für Strategie, Analyse und Planung im österreichischen Bundeskanzleramt. Sein Chef Sebastian Kurz ist nebenbei Medienminister und erhält am Dienstag einen etwas eigenartigen "Freiheitspreis der Medien". In München, wo ProSiebenSat.1 zu Hause ist. Ein guter Anlass, um etwas über die Mediensituation in Ungarn und Slowenien, aber auch die Freiheit und nationale Bedeutung des ORF im Wettbewerb mit unabhängigen Privatsendern zu sagen. Genau das alles wird er aber nicht tun. Wetten, dass …?

Peter Plaikner ist Politikanalyst und Medienberater mit Standorten in Tirol, Wien und Kärnten.