Wenn man sich an die schrille Inszenierung erinnert, mit der Bunga-Bunga-Premier Berlusconi lange die Politik Italiens prägte, kann man ermessen, wie anders die Zeiten heute sind: Ernsthaft, nüchtern und ohne Pathos stellte Mario Draghi, der einst als Chef der EZB den Euro durch die Krise brachte, sein neues Kabinett vor. Der parteilose Wirtschaftsprofessor löst den parteilosen Jus-Professor Giuseppe Conte ab, der sich als besonnener Krisenkapitän in Corona-Zeiten erwiesen hatte, aber am Parteienstreit scheiterte.

Keine zwei Wochen brauchte Draghi, um ein breites Kabinett auf die Beine zu stellen, das alle Parteien mit Ausnahme der Rechtsextremen umfasst. Überall dort, wo große Weichenstellungen anstehen – im Finanzministerium, das die Wirtschaftskrise und die Corona-Hilfsmilliarden managen muss, und im neuen Ministerium, das den ökologischen Umbau steuern soll, setzt Draghi auf Experten.

Bruchlinien sind auch in Draghis heterogenem Kabinett erkennbar. Und doch: Gerade in der Krise rückt in Rom die Sachpolitik an die Spitze. Ein Zeichen der Stärke.