Blame Game. Die Regierung ist schuld. Diktatur. Die Opposition. Wär sie nicht, wär Österreich jetzt frei. Geistige Besatzung, Kampfansagen, Kriegserklärung, Kickl, Rumpelstilzchen des Verächtlichen: Der Kanzler muss weg, nicht mehr lang, im Herbst ist es soweit. Die Pandemiebekämpfung ist dort angekommen, wo sie angesichts des Ernsts der Lage und der Kleinheit des Landes nie hätte anstreifen dürfen: in den Niederungen der Innenpolitik, im Morast, im elenden, ewig mutationswilligen Hick-Hack, von dem die Leute schon in normalen Zeiten die Schnauze voll haben, sich rabiat freiwählen, um am Ende erst recht in ihm zu waten. Dazu die Semmeringer und die Vernunftbefreiten auf der Straße, die die Maske fallenlassen und auch marschieren, außer sich, neben sich, bis sie sich auflösen oder auflösen lassen, um dann wieder mit ihrem Bill Gates und dem Judenstern erschöpft heimzugehen, dann geht es wieder eine Weile, bis zum nächsten Samstag, schlimme Entäußerungen, Kriegserklärung gegen sich, die Wirklichkeit und das Elend, mehr das eigene, pandemiefreie, das weg muss.

Schon geschrieben, resilienter Befund: Das Land ist nicht gut drauf, seine Regierung nicht, die Opposition nicht, die egalitären Impfbürokraten mit den zurückgehaltenen Impfdosen und der unterlassenen Hilfeleistung nicht (damit nur ja keiner früher gerettet wird als der andere), und die Leute draußen auch nicht, die miesen Zahlen, die sich halten wie der Jännernebel, aus dem es herausnieselt, bis der Scheibenwischer nicht mehr kann, kein guter Rutsch.

Dabei wäre der Weg aus der Krise ja vorgezeichnet: regelmäßige Tests, um wieder ohne Fremd- und Selbstgefährdung ein Theater, ein Kino oder ein Wirtshaus zu erleben, mit Belohnungsanreiz für die Solidarischen oder auch nicht, für den Privatkosmos zu Weihnachten hat es ja auch geklappt und kein Austrofaschismus am Horizont weit und breit, das Ganze als Zugbrücke hinüber zu den Impfungen, last exit. Bis dahin wird sich die Erkenntnis ja wohl durchgesetzt haben, dass der Stich der kleinere Eingriff in die körperliche Unversehrtheit ist als die Viren im Lungenflügel, vor dem die Radiologen mit hochgeschobener Brille verdattert stehen wie vor dem ersten Röntgenbild.

Aber irgendwie kommt das Land mit der Zugbrücke nicht klar. Es sträubt sich gegen die letzten Meter. Es hat sich, so scheint es, in das eigene Unglück verknallt. Gibt's da was dagegen?

Gruß an den Scheibenwischer, meiner braucht Wasser.