Ferdinand von Schirach hat ein lesenswertes, neues Buch geschrieben. (Alles von ihm ist lesenswert). Es hat politische Echtzeit-Aktualität. Das Buch heißt „Gott“ und befasst sich mit der Frage, wem das Leben gehört, vor allem dessen Ende. Eine fiktive Ethikkommission nähert sich dem Thema aus unterschiedlichen Denk- und Glaubenswinkeln und ringt in einem dramatischen Abtausch der Argumente um ein Urteil. Das Stück liest sich wie die Transkription des Ringens der Verfassungsrichter, die zur Stunde über eine Aufhebung des Verbots der Sterbehilfe, des ärztlich assistierten Suizids, beraten. Im Buch wird das Urteil am Ende den Lesern überantwortet. Dieser Komfort ist den Höchstrichtern nicht gegönnt. Sie müssen entscheiden, ob sich die Schleuse öffnen soll.