Die Grünen haben im Ringen um die Aufnahme von Flüchtlingskindern aus dem abgebrannten Lager von Moria erstmals die Ohnmacht als kleinerer Regierungspartner hinnehmen müssen. Sie bekamen vorgeführt, dass sie in der Migrationsfrage de facto kein Mitspracherecht haben, nicht auf der Handlungsebene. Die Kanzlerpartei hat das erste und letzte Wort. Sie bestimmt, was geschieht und unterbleibt, notfalls in parlamentarischer Allianz mit dem alten Partner. Mit dieser Asymmetrie und Lizenz zum Treuebruch sind die Grünen in das Bündnis eingetreten. Es war der bittere Preis, der vorab zu zahlen war. Das Einzige, was dem Unterlegenen blieb, war das Recht, den Dissens kenntlich zu machen und den abgerungenen Kompromiss einer raschen, alternativen Fernhilfe als Teilerfolg zu vermarkten.