Während Sushi-Lokale boomen und Japanischkurse gut gebucht sind, bleibt mir selbst die fernöstliche Kultur recht fremd. Eine ihrer Errungenschaften jedoch mag ich: Emojis, jene japanischen Bildschriftzeichen für Handynachrichten. Ein Mobiltelefon hat Hunderte davon, die sich aus verschiedenen Kategorien abrufen lassen. Da gibt es Flaggen, Verkehrszeichen und andere Schilder, Möbel, Werkzeuge und medizinische Utensilien (darunter ein Sarg!?), Fahrzeuge, Sportarten, Speisen und Getränke, Tiere und Gesichter. Mein Favorit ist ein rotes Herz. Vor allem Smileys werden in unserer Familienkommunikation gern eingesetzt.

Beliebt ist ein lächelndes Gesicht mit herzförmigen Augen (Dominik, wenn er mir von seinen Kindern berichtet), ein Gesicht, das einen Kuss sendet (Nikolaus, wenn er sich für die angelieferte Blumenerde bedankt), ein Gesicht, das schmackhaftes Essen genießt (Sophie, wenn sie sich das vorgekochte Menü wärmt), ein Nerdgesicht mit riesiger Brille, unbeholfenem Lächeln und Hasenzähnen (Jakob, wenn er von den Fortschritten seiner Masterarbeit berichtet), ein sich die Augen zuhaltendes Affengesicht, das peinlich berührtes Fremdschämen ausdrückt (Anna über eine Begegnung in der Straßenbahn), ein Gesicht mit rosigen Wangen, das die Hände zur Umarmung entgegenstreckt (Antonia, regelmäßig), ein besorgt dreinschauendes Gesicht (Benedikt nach einer Autopanne), aber auch ein Gesicht mit offenem Mund, das sich erbricht (Klemens über die Leistung seiner Lieblingsfußballmannschaft im letzten Spiel).

Da mir unsere Kinder vorwiegend heitere Nachrichten schicken, antworte ich am liebsten mit einem Gesicht, das etwas so lustig findet, dass es Tränen lacht. Es ist das am häufigsten verwendete Zeichen weltweit. Meine kleine Enkelin Elena bekommt von mir bei jedem Besuch Sesamsticks, die sie mit großem Appetit verzehrt. Einer ihrer ersten Zwei-Wort-Sätze war „Opapa – Stangerl“. Ein Emoji, das einen weißhaarigen Mann mit einer Knabberstange in der Hand zeigt, dürfte jedoch für die Softwareentwicklung nicht mehrheitsfähig sein.