Da es uns in diesen Tagen in allen Farben um die Ohren rollt, möchte ich heute über ein stark unterschätztes Lebensmittel fabulieren: das Hühnerei.

Mit diesem verbunden sind menschliche Tücke und Grausamkeit. Urahn faktisch aller Haushendeln ist das ostasiatische Bankivahuhn. Es legte, wie die meisten Vögel, ein-, zweimal im Jahr ein paar Eier. Vor etlichen tausend Jahren fand der Mensch heraus, dass diese gut schmeckten, und stahl sie aus den Nestern. Das Huhn, um Fortpflanzung bemüht, legte nach – und wurde wieder bestohlen.

Solcherart wurde die Legeleistung gesteigert: Noch um 1950 brachten es europäische Legehennen auf rund 120 Eier pro Jahr, heute sind es bis zu 300. Weltweit werden jährlich 1,4 Billionen Eier geerntet, die Österreicher essen 239 Stück pro Jahr.

Die Bestie Mensch bedankte sich, indem sie die braven Hühner in Legebatterien pfercht und Hähne mangels Ei-Abgabe als Küken zu Milliarden vergast oder schreddert. Immer noch.

Zu den erfreulichen Seiten: Das Hühnerei ist in vieler Hinsicht fabelhaft. Es enthält elf Aminosäuren, acht Vitamine, dazu Eisen, Zink, Selen, Kalium, Magnesium etc. Roh hält es drei Wochen ohne Kühlung, hart gekocht ergibt es einen tollen Proviant und mit Kernöl oder Trüffel gebraten ist es eine Delikatesse.

Die nahrhafteste Variante lernte ich in England kennen, das Scotch Egg. Dafür kocht man ein Ei, wickelt es in Faschiertes, paniert es in Bröseln und frittiert es heraus. Ein Stück reicht für einen Tag.

Rohe Eier, womöglich verdorbene, sind ein ausgezeichnetes Mittel, um etwa Politikern sein Missfallen sehr direkt und deutlich zu vermitteln.
Die Eier-Möglichkeiten sind schier unbegrenzt. Und ich halte den Ostersonntag für einen guten Termin, den braven Hühnern einmal deutlich Danke zu sagen.