Auf Netflix ist eine Serie zu sehen, in der eine junge Japanerin verzweifelte Familien aufsucht, um ihnen beim Aufräumen ihrer Wohnungen zu helfen. Erster Kameraschwenk: vermülltes Kinderzimmer, überquellende Kleiderkästen, unabgewaschenes Geschirr. Zweiter Schwenk: Ein Elternpaar umarmt die Ordnungsfee ausgiebig und meint, dass jetzt endlich alles gut werde.

Mit leiser Stimme erläutert die Asiatin ihre Methode. In einer ersten Runde sind sämtliche Textilien auf das Bett zu legen, wo sich bald ein ansehnlicher Berg von Hosen, Röcken, Kleidern, Blusen, Hemden, Sakkos und Unterwäsche türmt.

Nach einigen Minuten des Meditierens auf dem Wohnzimmerboden, währenddessen der Vater immer wieder ungeduldig blinzelt, obwohl auch er sich mit geschlossenen Augen auf die bevorstehende Zeremonie einstimmen sollte, erläutert Frau Kond(¯o), dass es eine emotionale Angelegenheit sei, sich von Dingen zu trennen. Daher werden diese behutsam einzeln in die Hand genommen, um die Frage zu klären, ob sie ihre/-n Eigentümer/-in glücklich machen, ob sie noch benötigt werden oder ob besondere Erinnerungen mit ihnen verbunden sind.

Werden diese Fragen nach gründlicher Reflexion verneint, verabschiedet man sich mit einer Geste, bei der die Hände vor der Brust gefaltet werden und der Kopf leicht zu beugen ist, von dem Stück, dankt ihm für seine treuen Dienste und befördert es sanft in den Sack für die Altkleidersammlung.