Viele Stunden meines Lebens habe ich meinen Kindern vorgelesen. Die schönsten waren die im Bett, wenn sie sich, als sie noch klein waren, an mich kuschelten und ich ihnen von den Abenteuern der „Raupe Nimmersatt“ oder vom „kleinen Lumpenkasperle“ vorlas. So lange, bis meistens mir als Erstem die Augen zufielen und ich zu lallen und Wörter auszulassen anfing. Meine Kinder wussten mich gekonnt am Einschlafen zu hindern, indem sie mir unter der Tuchent ins Schienbein traten oder in den Oberarm zwickten und mich in strengem Tonfall aufforderten: „Papa, lies ordentlich!“

Später las ich ihnen Sagen vor, von Hagen, dem zwiespältigen Helden aus den „Nibelungen“, den Benedikt nur den Hacken nannte, offenbar, weil er so grässlich war.

Ich erinnere mich auch an Noah Gordons „Medicus“, diesen großartigen Roman über die faszinierende Welt des Mittelalters, den ich im heißen Sand am Tyrrhenischen Meer in Händen hielt. Und in der Skihütte am warmen Kachelofen Dominiks Lieblingsbuch „Rascal, der Waschbär“, das er in den nächsten Jahren noch ein halbes Dutzend Mal lesen sollte. Bücher begleiteten unsere Kinder durch ihre Jugend, zu jedem Geburtstag lag eines auf dem Gabentisch.