Vier relativ dürre Sätze wurden es am Ende: Am Dienstagabend, immerhin zwei Tage nach Erstausstrahlung des von Rassimus-Vorwürfen bestimmten Interviews von Harry und Meghan war es so weit: Queen Elizabeth II. bezog offiziell Stellung und widersprach den Anschuldigungen zumindest nicht, denn: Man nehme die Vorwürfe ihres Enkels und seiner Frau jedenfalls "sehr ernst".

"Die aufgeworfenen Fragen, insbesondere die, die sich auf Rassismus beziehen, sind besorgniserregend", hieß es in der vom Buckingham Palace veröffentlichten und mit Spannung erwarteten Erklärung.  Die Königin sei außerdem "traurig, das ganze Ausmaß zu erfahren, wie herausfordernd die vergangenen Jahre für Harry und Meghan gewesen sind". Zugleich aber der Hinweis, dass es Interna seien, die nun "in der Familie unter vier Augen besprochen" würden. Dazu einmal mehr und trotz allem versönliche Worte in Richtung der Ausgwanderten: eine Einladung an Harry und Meghan, den Royals in England wieder näher zu kommen. Ob es dazu kommt, ist fraglich.

Was wird das Volk damit anfangen können? Die exakt 60 Worte, die Buckingham Palace vorlegte, werden Kritiker kaum zum Schweigen bringen, sie folgen aber im Wesentlichen der Linie, die die Königin seit Jahrzehnten verfolgt: Ein Minimum an persönlichen Einblicken in die medial am stärksten exponierte Familie des Vereinigten Königreiches und dazu die Botschaft: Wir kümmern uns selbst darum. Dass Elizabeth II. nicht so an die Öffentlichkeit wie es die Sussexes getan haben, war klar. Was nun vorgelegt wurde, ist aber der Versuch einer Image-Politur, der auch den 1950er-Jahren entstammen könnte. Anders sieht das zumindest Royals-Biograf Hugo Vickers: "Diese Botschaft war sehr vernünftig, ruhig, großzügig und in einem Geist der Versöhnung", sagte er. "Zu wenig und zu spät", kontert der frühere Royals-Korrespondent Peter Hunt.

Gänzlich anders die Einschätzung des so bekannten wie polarisierenden britischen Journalisten Piers Morgan: Er ließ die Welt wissen, dass er Meghan nicht zuletzt im Zusammenhang mit ihren Äußerungen zu Suizidgedanken "kein Wort" glaube und bezeichnete sie als "Prinzessin Pinocchia". Daraufhin gingen bei der britischen Medienaufsicht über 40.000 Beschwerden von Zuschauern ein. Nachdem er für seinen Umgang mit Meghan kritisiert wurde, stürmte er aus dem Studio seiner Morningshow - und kündigte: ITV teilte mit, dass Morgan nach Gesprächen mit dem Sender beschlossen habe, jetzt sei der richtige Moment, 'Good Morning Britain' zu verlassen."


Gefühlskälte setzten viele Briten innerhalb des Buckingham Palace voraus. Es bleibt aber fraglich, ob das königliche Statement zum Thema Diskriminierung, das mittlerweile auch von britischen Politik aufgegriffen wurde, genügen wird: Von welchem Royal die rassistischen Aussagen Aussagen kamen, ist ja nach wie vor nicht bekannt - lediglich die 94-jährige Monarchin und ihr Mann Prinz Philip (99) wurden von Harry später explizit ausgenommen. Man vergesse nicht, dass Elizabeth II. als Oberhaupt des "Commonwealth of Nations" zumindest offiziell Bezugsperson für Millionen von Menschen aller Hautfarben auf der ganzen Welt ist. In 16 dieser Länder ist die Queen auch noch Staatsoberhaupt.

Es ist das königliche "Beschwere dich nie, erkläre dich nie"-Credo, das hier einmal mehr über allem steht. Gänzlich anders sieht das beispielsweise der ehemalige australische Premierminister Malcom Turnbull: Er fühlt sich durch das Interview und die moralischen Verwerfungen innerhalb der Königsfamilie in seiner Forderung nach einem Ende der Monarchie in seinem Land bestärkt.