Nach der überraschenden Rückkehr der Herzogin von Sussex nach Vancouver am Donnerstag ist in Großbritannien die Frage laut geworden, ob Prinz Harrys Frau Meghan ihr „Semi-Exil“ in Nordamerika schon angetreten und England fürs erste Farewell gesagt habe. Sie und Harry hatten zuvor enthüllt, dass sie planen, einen Teil ihrer Zeit in Nordamerika zu verbringen und nach und nach finanziell auf eigenen Füßen zu stehen. Die Ankündigung, mit der die Sussexe sich aus dem inneren Zirkel des Königshauses verabschiedeten, traf die königliche Familie völlig unvorbereitet. Sie löste einen Schock bei den Royals und lautstarke Reaktionen in der britischen Öffentlichkeit aus.

Verstärkt wurde die Empörung, als gestern durchdrang, Meghan habe sich nach drei Tagen in London bereits wieder auf den Weg nach Kanada gemacht, wo der acht Monate alte Sohn des Paares, Archie, auf sie wartet. Erst am Dienstag waren Harry und Meghan, nach sechswöchigem Weihnachtsurlaub in Nordamerika, in London eingeflogen. Sie hatten unmittelbar nach ihrer Ankunft die Botschaft Kanadas besucht.

In kanadischem Exil

Ob Harry seiner Frau unmittelbar folgen will, war gestern ungewiss. Der Prinz soll eigentlich am kommenden Donnerstag einen Termin im Buckingham-Palast wahrnehmen. Meghans rasche Rückkehr nach Vancouver führte in London zur Vermutung, dass sie und Harry seit Längerem geplant hatten, sich fest in Kanada niederzulassen. Die Londoner Times meinte dazu gestern: „Da stellt sich doch die Frage – hat das Semi-Exil schon begonnen?“

Mit ihrem Flug nach Kanada, wo sie gute Freunde hat, entzog sich Meghan jedenfalls dem Sturm der Reaktionen über ihren und Harrys geplanten Tapetenwechsel. Fieberhaft suchen Top-Berater der Queen und der Prinzen Charles und William nach einem auch für den Palast akzeptablen Kompromiss mit dem Paar.

Auch das britische Innenministerium und kanadische Stellen waren, wegen der Frage polizeilichen Schutzes für die Sussexe in Kanada, eingeschaltet. Spekuliert wurde darüber, ob Charles als Thronfolger seinem jüngsten Sohn die Bezüge streichen könnte – oder ihm sogar den Titel „Königliche Hoheit“ aberkennen würde, wenn es zu keiner Lösung kommt. So verfuhr man damals auch mit Lady Diana, als sie dem Königshaus den Rücken kehrte.

Royale „Freelancer“

Unterdessen haben Zeitungen bestätigt, dass Harry sich damit dem Wunsch der Monarchin und dem ausdrücklichen Willen seines Vaters widersetzte. Charles und Elizabeth II. wussten, dass der Prinz einen alternativen Lebensweg suchte, glaubten aber, dass sich Verhandlungen darüber in der Anfangsphase befanden. Angeblich forderte Charles konkretere Vorstellungen von seinem Sohn. Mitarbeiter der Queen unterbanden einen Bitt-Besuch Harrys bei Elizabeth II. auf Schloss Sandringham. Derart blockiert, verlor Harry offenbar die Geduld und ging an die Öffentlichkeit. Der Rest der Familie wusste erst zehn Minuten vor der Erklärung über den genauen Wortlaut Bescheid.

Ob Harry und Meghan als royale „Freelancer“ weiter ein Anrecht auf Unterstützung aus London haben, steht nun im Vordergrund. Harrys privates Kapital wird auf mindestens 30 Millionen Pfund geschätzt. Auch Meghan soll, durch ihre Filmkarriere, vermögend sein. Die „laufenden Kosten“ des Paars wurden aber bislang hauptsächlich von Prinz Charles bestritten. In einer Umfrage fordern 63 Prozent der Briten nun, dass Harry künftig kein Geld mehr von Charles bekommen soll.