Die "Helene Fischer Show" im ZDF und ORF 2 (Christtag., 20.15 Uhr) sieht coronabedingt in diesem Jahr ganz anders aus - ohne Publikum und mit Fischers liebsten Auftritten der vergangenen Jahre. Im schriftlich geführten Interview berichtet die Sängerin, welche Highlights früherer Jahre in der Show zu sehen sein werden, was sie in der Corona-Zeit am meisten vermisst und wie sie dieses Jahr Weihnachten feiert.

Frau Fischer, Ihre Show ist für das Fernsehpublikum mittlerweile zu einer Tradition an den Feiertagen geworden. In diesem Jahr wird sie aber ganz anders aussehen. Was kann man erwarten?

In diesem Jahr gibt es eine von mir persönlich zusammengestellte Spezialausgabe. Da die traditionelle Live-Show leider wegen Corona ausfallen musste, habe ich mir die emotionalsten und für mich tollsten Momente der vergangenen neun Jahre herausgepickt und eine neue Show daraus gemacht, die es so noch nie gegeben hat. An jedem Auftritt hängen viele Erinnerungen und damit verbundene Gefühle, die direkt wieder hochkamen.

Gibt es ein besonderes Highlight, das Sie herausheben würden?

Gar nicht so einfach! Mit Weltstars wie zum Beispiel Tom Jones, Josh Groban, Gregory Porter, Luis Fonsi, Queen + Adam Lambert, Andrea Bocelli und Michael Bolton zu singen, waren schon Highlights genug. Aber ein Show-Moment zählt für mich in der Tat zu einem meiner emotionalsten: der Auftritt mit Udo Jürgens. Ich werde nie vergessen, was dieser Moment in mir ausgelöst hat, als ich seinen Song "Merci Cherie" für ihn gesungen habe. Es war ein unerwarteter und deshalb auch so tief berührender Moment zwischen uns beiden, denn er hat seinen Gefühlen freien Lauf gelassen. Das war Gänsehaut pur für mich.

Die Show lebte auch immer von den vielen Helene-Fans in der Halle, die für Stimmung sorgten. Diese werden Sie in diesem Jahr nicht treffen können. Schmerzt Sie das?

Sehr sogar. Vor Publikum auftreten zu dürfen gehört für mich zu den schönsten Erfahrungen und davon zehre ich noch heute. Wie wichtig das gemeinsame Erleben und die Energie, die von Konzerten ausgeht, ist, das wird einem jetzt erst so richtig klar – uns Künstlern genauso wie allen anderen.

Frage: Ist es schwierig als Künstlerin, wenn man nicht mehr vor großem Live-Publikum auftreten kann?

Diese erzwungene Untätigkeit wirft einen großen Schatten auf das Leben von uns Live-Künstlern. Denn auf der Bühne und vor den Fans performen zu dürfen, ist weit mehr als ein Beruf. Daher ist dieses Jahr für die meisten Künstlerinnen und Künstler und unsere Team-Mitglieder nicht nur menschlich, sondern vor allem wirtschaftlich eine große Katastrophe.

Wie haben Sie die vergangenen Monate erlebt? Die Corona-Pandemie hat ja sicherlich auch für Sie viele Einschnitte bedeutet.

Ich kann im Augenblick große Teile meines Berufs nicht mehr ausüben. Außerdem war ich von den Kontaktbeschränkungen in Bezug auf Freunde und Familie genauso betroffen wie jeder andere auch in Deutschland. Natürlich ist das belastend. Ich denke dabei aber immer an die vielen Menschen, denen es zurzeit viel, viel schlechter geht. An die Menschen, die schwer erkrankt sind oder die im Gesundheitssystem rund um die Uhr arbeiten. Aber auch an die unzähligen Kolleginnen und Kollegen, mein gesamtes Team auf, vor, und hinter der Bühne, die jetzt um ihre wirtschaftliche Existenz kämpfen. Viele von ihnen stehen gerade vor dem finanziellen Aus. Ich würde mir wünschen, dass ihnen schnell und wirksam geholfen wird, um unsere Live-Kultur am Leben zu erhalten.

Viele Menschen vermissen gerade das Zusammensein, auch das gemeinsame Feiern und Tanzen. Was vermissen Sie am meisten?

Ganz klar die Emotionen, die live entstehen. Meine Freunde und meine Familie konnte ich ja einzeln und unter Einhaltung der Corona-Regeln wieder gelegentlich treffen. Aber die Momente, die man mit seinem Publikum teilt, sind unbezahlbar. Sich vor Freude in den Armen zu liegen, Gemeinschaft und echte Nähe zu spüren, ist so unglaublich wichtig für uns Menschen. Dieses unnatürliche Abstandsverhalten in diesen Zeiten empfinde ich schon als große Einschränkung.

Es ist klar, dass Weihnachten in diesem Jahr ein sehr spezielles Fest wird. Wie werden Sie es selbst feiern?

Wir halten uns an die Regeln und Empfehlungen und werden Weihnachten in sehr kleinem familiären Rahmen verbringen. Denn nur, wenn wir jetzt zusammenstehen und jeder einzelne alles in seiner Macht Stehende unternimmt, können wir im Kampf gegen Corona erfolgreich sein. Die Gesundheit und die berufliche Existenz von Millionen Menschen hängt davon ab. Wir sollten die jetzigen Einschränkungen akzeptieren, um möglichst bald wieder frei leben zu können.

Die "Helene Fischer Show" gibt es schon seit 2011, also fast zehn Jahre. Was glauben Sie, werden die nächsten zehn Jahre für Sie bringen?

So lange habe ich noch nie im Voraus geplant. Dafür ist mein Leben viel zu unvorhersehbar. Hätte mir jemand vor zehn Jahren erzählt, was ich bis heute alles erreicht habe, dann hätte ich mit Sicherheit lächelnd abgewunken. Ich bin einfach nur dankbar für das, was ich erleben durfte, und freue mich auf alles, was jetzt noch kommt. Gerade das Unerwartete macht das Leben doch so spannend.

Haben Sie neue Projekte für die Zeit, wenn wieder mehr möglich sein wird?

Wir haben die Zeit genutzt und Projekte für die Zukunft angeschoben oder konkretisiert. Ich kann aber im Augenblick noch nicht sagen, was wir davon umsetzen, das können wir jetzt einfach noch nicht entscheiden. Das ganze Team – mich eingeschlossen – freut sich aber schon auf den Tag, an dem es endlich wieder losgeht.

Wollen Sie dann, wenn wieder mehr möglich ist, als Künstlerin etwas anders machen als vor der Corona-Krise?

Das versuche ich die ganze Zeit – auch unabhängig von Pandemien und Lockdown. Das stetige Wachsen ist ein wichtiger Teil meiner Entwicklung. In meinem Team pushen wir uns permanent gegenseitig, um die Menschen immer wieder zu überraschen. Dabei geht es mir nicht um "schneller, höher, weiter", sondern darum, mein Publikum, meine Fans noch besser zu unterhalten, ihnen noch intensivere Erlebnisse zu bieten. Ich denke, da bin ich noch feinfühliger geworden.

Haben Sie persönliche Pläne für das neue Jahr, von denen Sie uns erzählen möchten?

Ich glaube, dass wir in den letzten Monaten erst so richtig verstanden haben, welche Freiheiten wir genießen, was wir aneinander haben und welchen Wert Kultur in unserem Leben hat. Vieles von dem, was selbstverständlich war – zum Beispiel zu reisen, Freunde zu treffen, Konzerte zu besuchen – war plötzlich nicht mehr möglich. Mein großes Ziel für das kommende Jahr lautet deshalb erst einmal, die Normalität wieder zurückzuerobern. Alles andere kommt danach.