Wer „Dancing Stars“ seit dem ORF-Start (2005) verfolgt, weiß: Schon mehrmals sind die Schlusslichter der Jury-Wertung weit gekommen – von Toni Polster und Andi Goldberger bis zu Dolly Buster und der Jazz Gitti. Die beiden Ersteren schafften es seinerzeit sogar ins Finale: Trotz weniger Jury-Punkte gab es für sie aber auch viele Sympathiebekundungen. Bei Stefan Petzner ist das anders – noch nie wehte ein derart rauer Ton durch den Ballsaal. Und auch in den Onlineforen geht es ziemlich gehässig zu. Dabei haben die vier Fachleute letzten Freitag – ob im Auftrag der Sendungsmacher oder nicht – im Vergleich zu den ersten Shows bereits Kreide geschluckt. Und, anstatt Petzners Parkettdarbietung zu begutachten, selbst ausgelassen getanzt. Was das Sendungselement Jury ohnehin ad absurdum führt.

Letzte Show für Roswitha Wieland und Stefan Petzner?
Letzte Show für Roswitha Wieland und Stefan Petzner? © ORF

Behaupten lässt sich: Die Gehässigkeiten gegen Petzner tragen dazu bei, dass noch mehr Zuschauer für ihn anrufen. Nach dem Motto: Von einer russischen Ballerina, die sich selbst am schönsten findet, lassen wir uns nicht sagen, wer gut oder schlecht ist. Und von einem unerzogenen Ungarn erst recht nicht!
Nach der „Dancing Stars“-Premiere dieser Saison schwang da beim Publikum sowohl Solidarität als auch Mitleid für Petzner mit. Er liefert den Unterhaltungswert, deswegen wird für ihn angerufen. Denn so untalentiert aufs Parkett zu gehen, kann man gar nicht üben. Das muss man sein.
Petzner hat aus seinem Unvermögen eine Marke gemacht. Nach dem anfänglichen Staunen des Publikums über seine seltene Talentlosigkeit hat die Weiterwahl von Woche zu Woche eine Eigendynamik entwickelt. Die aufgeheizte Stimmung zwischen Fans und Gegnern hat freilich auch mit seiner politischen Vergangenheit zu tun. Er steht für rechts, was ihm treue Stimmen bringt. Der Zuspruch beim Televoting macht wiederum diejenigen scharf, die Petzners politische Farbe als Bedrohung empfinden. Seine linken Füße sind also nicht der einzige Auslöser für Angriffe auf den Tanztollpatsch, die Regeln des Showformats und den ORF.