Zumindest diesen Schicksalsschlag hat Peter Alexander nicht mehr erleben müssen: Vor einer Woche war sein 55 Jahre alter Sohn Michael tot in seiner Wohnung nahe der türkischen Stadt Antalya aufgefunden worden, der Leichnam wurde inzwischen nach Wien überstellt. Rund um den Tod des „letzten Alexander“ wurde schnell die Sensationsmaschine in Gang gesetzt, von mysteriösen Umständen war die Rede. Die Wahrheit dürfte trivialer sein. Michael Neumayer, so der eigentliche Name der Familie, war seit Längerem schwer krank und erst unlängst wieder ins Krankenhaus eingeliefert worden, aus dem er sich aber offenbar selbst entlassen hatte.

Dieser Tod, man kann es nicht anders ausdrücken, ist das tragische Schlusskapitel einer regelrechten Auslöschung, die buchstäblich bis an die Grundfesten der Familie reicht. Peter Alexander selbst ist am 12. Februar 2011 im Alter von 84 Jahren gestorben. An diesem Tag hat ein Herz, das längst gebrochen war, endgültig zu schlagen aufgehört. Denn der große Unterhaltungskünstler, das Schwergewicht der leichten Muse, der Herold des Trostes, der die traumatisierte Nachkriegsgeneration mit seinen frohsinnigen Liedern und unschuldigen Filmen in die Arme genommen hat und den Menschen mit seiner bezaubernden Naivität die Hoffnung gab, dass alles wieder gut wird; dieser zuletzt gebrochene und verblassende Mann musste am eigenen Leib verspüren, dass das echte Leben ein anderes Skript für ihn bereithielt.

Michael Neumayer, Sohn von Peter Alexander
Michael Neumayer, Sohn von Peter Alexander © APA



Beruflich waren die Scheinwerfer zu Beginn des neuen Jahrtausends längst ausgegangen. Weit mehr als 100 Platten hat Peter Alexander seit den späten 1950er-Jahren aufgenommen und Dutzende Filme gedreht. Er kehrte filmisch im Weißen Rössl ein, musikalisch im kleinen Beisl. Er verwandelte sich in Charleys Tante und steckte sich die Sorgen an den Hut. Peter der Große war ein Star, zum Megastar wurde er aber durch das Fernsehen. In rund 200 Peter-Alexander-Shows fegte dieses charmante Multitalent die Menschen von den Straßen und versammelte sie vor den TV-Geräten. Bis zu jeweils 40 Millionen (!) Deutsche und Österreicher verfolgten diese harmlose, aber hochprofessionelle Hauptabendunterhaltung – Privatsender und Internet lagen in weiter Ferne.

Näher lag da schon der Sendeschluss. Die Shows liefen bis in die 90er-Jahre, doch sie mutierten immer mehr zu nostalgischen, mitunter peinlichen Kaffeekränzchen, über die zuletzt nur noch milde gelächelt wurde. Denn die Welt veränderte sich, nicht nur technologisch – und Peter Alexander war aus der Zeit gefallen. Die Heilsbringer hießen jetzt anders, die Schlagermusik wurde zum Pop und die Entertainer nannte man Comedians. Die Zeit der edlen Doyens, der Juhnkes, Kulenkampffs, Schönherrs und Elstners, war vorbei. Peter Alexander selbst sagte demütig „Danke schön, es war bezaubernd“, zog die Vorhänge zu und sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück. Dort hoffte er auf ein Leben, wie er es immer besungen hatte: sorgenfrei. Es sollte nicht sein.

Peter Alexander mit Ehefrau Hilde und Tochter Susanne im Jahr 1996
Peter Alexander mit Ehefrau Hilde und Tochter Susanne im Jahr 1996 © dpa/Ursula Düren

Leichtfüßig im Beruflichen, aber nie leichtlebig im Privaten, dafür hatte zeitlebens Peter Alexanders gestrenge, aber viel geliebte „Schnurrdiburr“ gesorgt, Ehefrau Hilde, mit der er 51 Jahre lang verheiratet war – bis zum 30. März 2003. Als sein Lebensmensch starb, begann auch das Verlöschen des Peter Alexander. Er zog sich in seine Döblinger Villa zurück, empfing nur noch selten Freunde. Das Paar hatte zwei gemeinsame Kinder: Susanne und Michael. Die Bindung des Vaters zur Tochter war innig, das Verhältnis zum immer wieder strauchelnden Sohn eher problematisch. Und am 8. März 2009 dann jene Katastrophe, an der Peter Alexander wohl endgültig zerbrach. Susanne Neumayer-Haidinger verunglückte im Alter von 51 Jahren auf der thailändischen Ferieninsel Ko Samui tödlich. Sie war mit einem Mietwagen gegen einen Tempel geprallt und erlitt einen Genickbruch. Auch damals war von „mysteriösen Todesumständen“ die Rede, die sich jedoch nie erhärteten. Zwei Jahre später, 2011, wurde Peter Alexander tot in seiner Villa aufgefunden.

Die Villa von Peter Alexander wurde im Juni 2018 abgerissen
Die Villa von Peter Alexander wurde im Juni 2018 abgerissen © APA/HANS KLAUS TECHT


Und auch dieses Haus, wie als symbolischer Schlussstein des Verschwindens, existiert heute nicht mehr. Peter Alexander hatte die 300-Quadratmeter-Villa „mein kleines Schönbrunn“ genannt. 2015 hätte das Anwesen versteigert werden sollen, das gestaltete sich aber schwierig. Nach dem Verkauf stand das Gebäude dann lange Zeit leer, bis es schließlich im Juni 2018 abgerissen wurde. Auf dem Grundstück soll jetzt eine Siedlung mit Luxuswohnungen entstehen.

Die Familie Alexander ist nicht mehr. Tot die Eltern, tot die beiden Kinder. Aus dem Bilderbuch wurde ein Totenbuch, aus der Unterhaltung ein Untergang. Aber wo auch immer Peter Alexander jetzt ist: Mögen er und die Seinen dort jene Leichtigkeit finden, die diese Ikone des Frohsinns ein Leben lang besungen hat.

Das Peter-Alexander-Magazin der Kleinen Zeitung
Das Peter-Alexander-Magazin der Kleinen Zeitung © Kleine Zeitung