Die Sängerin Rosanne Cash hat den Einfluss der mächtigen Waffenlobby NRA auf die Country-Szene in den USA scharf kritisiert. "Die NRA hat die Community der Countrymusik infiltriert - mit dieser falschen Vorstellung, dass Waffen und Patriotismus zusammengehörten", sagte die Tochter von Musik-Legende Johnny Cash der "Welt am Sonntag".

Während der vergangenen Jahre sei die Country-Szene in den Vereinigten Staaten "noch konservativer geworden", beklagte Cash. "Viele Countrymusiker haben heute oft Angst zu sagen, wofür sie stehen, es sei denn, es geht um die NRA."

Nachdem ein Todesschütze im vergangenen Jahr bei einem Country-Festival in Las Vegas 58 Menschen erschossen hatte, rief Cash in einem Gastkommentar in der "New York Times" andere Musiker zur Distanzierung von der NRA auf. "Ich appellierte in der 'Times' an meine Kollegen, das Problem anzusprechen. Niemand ist damals meiner Aufforderung gefolgt. Keiner hat sich vorgewagt. Nicht einer. Das hat mich schockiert", sagte die 63-jährige.

Cash fordert als Aktivistin seit mehr als 20 Jahren strengere Regeln für den Waffenbesitz in den USA. Auf ihrem neuen Album "She Remembers Everything" singt sie in dem Song "8 Gods of Harlem" gemeinsam mit Kris Kristofferson und Elvis Costello über die Folgen von Waffengewalt.

Sie hat sich nach eigenen Worten mittlerweile daran gewöhnt, dass sie dafür vor allem in den sozialen Medien zum Teil scharf angegriffen wird. "Ich bekomme Hass-Mails, werde in den sozialen Netzwerken beschimpft. In besonders schlimmen Fällen hatte ich auch schon mal das FBI kontaktiert", sagte sie. "Aber solange es nicht ernsthaft bedrohliche Ausmaße annimmt, sage ich: so what! Ich bin jetzt 63, zu alt, um mich über Kritik und Shitstorms noch ernsthaft aufzuregen!"