Wir alle haben es schon erlebt: Die Geschenke, die am 24. Dezember nach dem Auspacken der Renner sind, landen manchmal schon am zweiten Weihnachtstag ungeliebt in der Ecke. Und im allerschlimmsten Fall ist das ungeliebte Präsent lebendig. Vor dem Gesetz mögen Tiere in Österreich leider immer noch als Sache gelten, aber sie sind ganz bestimmt kein Spielzeug, das man unter den Christbaum legt. „Die Emotionen rund ums Weihnachtsfest sind meist sehr intensiv, sie können manche Menschen zu Impulskäufen verleiten“, sagt Kurt Frühwirth, Präsident der Österreichischen Tierärztekammer.

Dennoch landen jedes Jahr lebende Geschenke unter der Tanne, insbesondere Hundewelpen. Die Ernüchterung kommt oftmals erst einige Wochen später – denn Haustiere sind nicht nur süß und kuschelig, sondern sie kosten Zeit, Mühe und Geld. Sie bedeuten mitunter jahrzehntelange Verantwortung. Und wenn einem das bewusst wird, dann steht man da, mit dem flauschigen „Fehlkauf“.

Regelmäßig werden Hunde, Katzen, Kaninchen und Co. wenige Wochen nach dem Fest bereits wieder ins Tierheim abgegeben, weil sie eben doch nicht so gut zu den Lebensumständen der Menschen passen wie ursprünglich gedacht.  „Viele unterschätzen die Zeit, die man aufbringen muss, etwa bei Hunden für das erforderliche Training“, sagt Veronika Weissenböck, Kampagnenleiterin bei Vier Pfoten. „Außerdem bedeutet die Aufnahme eines Haustiers eine sehr langfristige Verpflichtung, die artspezifischen Bedürfnisse für die gesamte Lebenszeit des Tieres zu erfüllen – das sind bis zu 14 Jahre für einen Hund und bis zu 20 Jahre für eine Katze. Auch diverse Tierhaarallergien spielen eine große Rolle und gehören unbedingt vorab abgeklärt.“

Um ihren Schützlingen ein solches Schicksal zu ersparen, gehen seriöse Tierschutzvereine und Züchter in der Vorweihnachtszeit bei der Vergabe besonders selektiv vor. Vom Kauf von Vierbeinern im Handel wird dringend abgeraten – insbesondere im Onlinehandel. Angebliche Rassehunde über das Internet aus dem Ausland zu erwerben, davor warnt Frühwirth eindringlich: „Sie stammen oft aus Tierfabriken, in denen unter qualvollen Umständen vermehrt wird.“

Auch wenn sich die Familie gemeinsam und wohlüberlegt für die Adoption eines pelzigen Mitglieds entschieden hat, sind die Feiertage kein geeigneter Zeitpunkt, um die Vierbeiner möglichst stressfrei an ihre neue Umgebung zu gewöhnen. „Man sollte sich als Familie zu Weihnachten besser die Zeit schenken, um sich auf das neue Familienmitglied vorzubereiten“, rät Frühwirth. Zum Beispiel mit einem Besuch im Tierheim, auf der Pflegestelle eines privaten Vereins: „Meist gibt es die Möglichkeit, mit den Hunden dort spazieren zu gehen oder Zeit mit den Katzen zu verbringen.“ Auch für einen Kauf beim Züchter gilt: „Die Familie sollte sich das neue Mitglied gemeinsam aussuchen.“ Tiere haben unterschiedliche Charaktere, nicht alle sind für Kinder geeignet und die Chemie zwischen Zwei- und Vierbeinern muss stimmen.

Wer seinen Kindern dennoch am 24. Dezember etwas Tierisches unter den Baum legen möchte, kann das mit einem „Teaser-Geschenk“ tun: etwa einem symbolischen Stofftier, einem Gutschein oder einem Buch zum Thema. Und dann sind es ja vielleicht nur mehr ein paar Mal Schlafen, bevor der neue, vierbeinige Freund dann wirklich einziehen kann.