Das Theaterjahr 2019 steht im Zeichen der Veränderung. Christophe Slagmuylder stellt als neuer Intendant der Wiener Festwochen am 14. Februar sein erstes Programm vor. Martin Kušej startet im September seine Burgtheater-Direktion, Details dazu wird es im Frühjahr geben. Ein neues Konzept samt Leitung sucht man indes noch am Volkstheater. Ende März soll feststehen, wer Anna Badora 2020 nachfolgt.

Das Burgtheater wartet in der letzten Saison unter Karin Bergmann noch einmal mit den ganz großen Regienamen auf: Claus Peymann kehrt ab 26. Jänner im Akademietheater mit Eugene Ionescos "Die Stühle" mit Michael Maertens und Maria Happel an seine frühere Wirkungsstätte zurück, Andrea Breth widmet sich Gerhart Hauptmanns "Die Ratten", in denen der Autor vier Jahre vor dem Beginn des Ersten Weltkriegs ein zeitgenössisches städtisches Panorama des moralischen, sozialen und politischen Verfalls zeichnete (Premiere am 27. März).

Zwei hochkarätige Uraufführungen bereitet man am Akademietheater vor: Philipp Hauß inszeniert das erste auf Deutsch geschriebene Theaterstück des für seinen Roman "Tram 83" vielfach ausgezeichneten kongolesischen, in Graz lebenden Autors Fiston Mwanza Mujila, der mit "Zu der Zeit der Königinnenmutter" (Premiere am 23. Februar) erneut in eine Bar entführt.

Das "plötzliche Auftauchen eines unveröffentlichten dramatischen Textes von meinem zeitgenössischen Lieblingstheaterautor" hat Jan Bosse dazu bewogen, nicht wie geplant Clemens Setz' "Indigo" auf die Bühne zu bringen, sondern Wolfram Lotz' "In Ewigkeit Ameisen", das nun ab 16. März am Akademietheater realisiert wird.

Auch wenn sie noch eine weitere Saison im Amt ist: 2019 steht im Fokus, wer Anna Badora mit der Saison 2020/21 am Volkstheater nachfolgt und wie das Haus in Zukunft positioniert werden soll. Der für 10. Jänner versprochene Ausschreibungstext soll noch alles offen halten. Während Maria Happel ihr Interesse bereits bekundet hat, wird sich Paulus Manker erst danach entscheiden, "ob eine Bewerbung überhaupt Sinn macht". Einen prominenten Unterstützer hat er bereits: Es würde ihn schon aus Bosheit freuen, "wenn Paulus Manker das Volkstheater als Direktor bekäme und die ganze Bude an der Zweierlinie so richtig in die Luft sprengt", ließ Claus Peymann im APA-Interview verlauten. Gespannt darf man sein, ob die miteinander konkurrierenden Konzepte auch öffentlich gemacht werden.

Vorerst bleibt jedoch noch alles beim Alten, und Badora hat ihren langjährigen Theater-Weggefährten Dušan David  Pařízek eingeladen, Grillparzers "König Ottokars Glück und Ende" auf die Bühne zu bringen (neuer Premierentermin nach einer Erkrankung des tschechischen Hauptdarstellers Karel Dobry ist der 8. Jänner). Max Frischs "Biedermann und die Brandstifter" inszeniert mit Viktor Bodo ebenfalls ein alter Bekannter (Premiere am 1. Februar). Nach dem Wirbel um die Absage von Ibrahim Amirs "Homohalal" im Februar 2016 steht im Haupthaus nun am 28. Februar die Uraufführung von dessen Stück "Rojava" auf dem Programm, in dem der Autor von dem Versuch erzählt, unter den Bedingungen des Kriegs eine Utopie zu leben. Die Inszenierung besorgt der Musiker und Regisseur Sandy Lopicic.

Spannende Novitäten auch im Theater in der Josefstadt: Torsten Fischer inszeniert David Schalkos "Toulouse", in dem der Autor und Regisseur einen "düster-absurden Blick auf menschliche Beziehungen und ihre Abgründe" wirft und in ein Hotelzimmer entführt, in dem zwei Expartner noch einmal in Ruhe miteinander sprechen wollen (Premiere am 11. April). Joseph Roths epochale Romane "Radetzkymarsch" und "Die Kapuzinergruft" sind Basis für "Die Trottas": In der Uraufführung (16. Mai) widmet sich Elmar Goerden dem Schicksal der gleichnamigen Familie, das Roth mit den wechselhaften Geschicken Österreichs verwebte.

Eine weitere Dramatisierung des "Radetzkymarsch" ist bereits ab 12. Jänner am Tiroler Landestheater zu erleben, wo Philipp Jescheck die Vorgänge rund um das Ende des Kaiserreichs auf die Bühne bringt. Die Jahrestage sind mit dem Gedenkjahr 1918/2018 nicht vorbei, zumindest nicht in Vorarlberg: Dort erinnert man sich an die Volksabstimmung im Jahr 1919, als das Bundesland über einen Anschluss an die Schweiz abstimmte. "Der 27. Kanton" nennt sich ein Projekt, für das der österreichische Autor Thomas Arzt und sein Schweizer Kollege Gerhard Meister je ein Stück schreiben. Regie führt Patricia Benecke (Premiere am 8. März).

Georg Schmiedleitner, der jüngst mit "Der Kandidat" im Akademietheater überzeugte, widmet sich am Stadttheater Klagenfurt Ewald Palmetshofers Überschreibung von Gerhart Hauptmanns "Vor Sonnenaufgang", Premiere ist am 7. März. Einen Vergleich kann man ab 11. Mai am Schauspielhaus Graz ziehen, wo Bernd Mottl Regie führt. Mit Kleists "Amphitryon" startet man am Linzer Landestheater, wo zuletzt die von der Stadt beschlossene Auflösung des Theatervertrags für Schlagzeilen sorgte, am 5. Jänner ins neue Jahr. Inszeniert wird das Lustspiel von Peter Wittenberg.

Eine "Harvey-Weinstein-Familiengeschichte" kündigt das Salzburger Landestheater mit der Uraufführung von John von Düffels "Die schönsten Neurosen unserer Haustiere" an, die der Autor selbst inszeniert (Premiere: 16. März). Ebenfalls am 16. März steht mit Nikolaus Habjans Inszenierung

von Elfriede Jelineks "Am Königsweg" eine österreichische Erstaufführung auf dem Programm des Landestheaters Niederösterreich. Das Stück zur amerikanischen Präsidentenwahl wurde im vergangenen Sommer im Bühnenranking der deutschsprachigen Kritiker zum "Stück des Jahres" gewählt, nun regieren die Puppen.

Wenn nach dem Ende der regulären Theatersaison im Sommer wieder die Festspielzeit anbricht, sind traditionell alle Augen auf Salzburg gerichtet. Im "Jedermann" bekommt es Tobias Moretti erstmals mit Valery Tscheplanowa als neue Buhlschaft zu tun. Ausgerechnet zum angekündigten Antiken-Schwerpunkt der Festspiele macht im Schauspiel die Antike Pause. Burkhard C. Kosminski, neuer Intendant des Stuttgarter Schauspiels, bringt Theresia Walsers "Die Empörten" zur Uraufführung. Thomas Ostermeier bringt Ödön von Horvaths Roman "Jugend ohne Gott" auf die Bühne. Mateja Koleznik inszeniert Maxim Gorkis großes Gesellschaftspanorama "Sommergäste", und Kornel Mundruczo widmet sich Franz Molnars "Liliom".