Helle Haut, kleine Nase, große Augen und am besten keine Makel: Die derzeitigen Schönheitsideale in China sind starr gesetzt. Wer diesen nicht entspricht, hilft mit Bildbearbeitungsprogrammen oder "Whitewashing Cremes" nach. Oder man legt sich unter das Messer.
Im vergangenen Jahr sollen rund 22 Millionen Frauen eine Schönheitsoperation vorgenommen haben.

Chinesische Werbemaßnahmen

Vor allem in der Werbebranche ist das Angleichen und Glattbügeln Gang und Gäbe. Während die Verbaucher im Westen immer öfters Natürlichkeit fordern, halten die chinesichen  Konsumenten an ihrem Wunsch nach Verschönerungsmaßnahmen fest. Möchte also eine Modemarke Erfolg haben, muss sie das beachten. Jüngst hat das Label Zara diese Gepflogenheiten ignoriert. Und dadurch für einen Sturm der Entrüstung gesorgt. Denn die neue Werbekampagne für Lippenstifte zeigt das Model Li Jingwen - eine junge Frau mit Sommersprossen.

Zara respektiere nicht die Kultur des Landes

In den sozialen Netzwerken wurde die Kampagne als „Beleidigung“ für China" bezeichnet. "Will Zara damit sagen, dass alle asiatischen Frauen Sommersprossen haben?", wurde beispielsweise geschrieben. Die Nutzer witterten nicht nur einen Tabubruch, sondern eine wahre Respektlosigkeit. Denn Zara würde die Schönheitsideale und somit aus die vorherrschende Kultur des Landes nicht respektieren. Demnach wurde das Model sogar als hässlich bezeichnet. Auch Chinas größte Tageszeitung und Parteipresse „China Daily“ äußerte sich zu dem Vorfall. Dort schrieb man, dass die Zara-Kritiker wohl nur den Ruf des Landes schützen wollten und deshalb so überempfindlich reagierten. „Es zeigt, dass sie so sehr Angst davor haben, verletzt zu werden, dass sie dazu neigen, eine Verteidigungsposition gegen alles einzunehmen, dass sie nicht verstehen“, hieß es.

Das sagt das Modehaus Zara

"Spanier haben einfach andere Schönheitsideale und haben nicht versucht, das Model durch ihre Sommersprossen unattraktiv wirken zu lassen", verlautbarte eine Sprecherin des spanischen Konzerns Zara gegenüber der chinesischen Nachrichtenseite "Sina.com". Und: Man hätte bewusst auf aufwendige Bildbearbeitung verzichtet, um einen natürlichen Look zu zeigen.

Das sind die Hintergründe

"Diese Empfindlichkeit tritt gegenüber westlichen Marken häufig zutage. Sie erwächst aus dem Selbstbewusstsein, gerade für Luxusgüter einer der wichtigsten Märkte der Welt zu sein, und dem Argwohn, dass der Westen lediglich an dem Geld der Chinesen interessiert sei, aber dem Land nicht den nötigen Respekt entgegenbringe", analysierte Friederike Böge, die Ostasien-Korrespondentin der FAZ, die Situation.