Es ist ein Spektakel, die Berliner Modewoche, ein Schaulaufen der großen Modemacher und ein Treffen derer, die Mode zu Beruf, Hobby oder Passion gemacht haben. Bunt, schrill und faszinierend ist es vor den Kulissen, schnell und hektisch dahinter. Eine logistische Meisterleistung, die es zu würdigen gilt und der man sich bewusst sein sollte.

Bis ins kleinste Detail sind die Shows, die Abläufe am Gelände und die Wahrung des Friedens für die Anrainer geplant. Aus diesem Grund bekommen die zahlreichen Touristen und Berliner in der naheliegenden Mall of Berlin von dem Modespektakel bereits kaum mehr etwas mit. Das muss auch so sein, denn Verkehrschaos und Lärmbelästigung wollen die perfekt organisierten Deutschen tunlichst vermeiden. "Keiner darf ohne Erlaubnis auf das Areal, wir haben strikte Vorgaben bezüglich des Ablaufes. Auch die Straße darf von den Shuttles und Taxifahrern nicht blockiert werden", erklärt die Crew der Designerin Marina Hoermanseder, die mit ihrer begehrten, fulminanten Show vom E-Werk auf den Vorplatz  des Gebäudes in der Wilhelmstraße gezogen zieht, um dort wortwörtlich einen Rummel zu errichten - und während geladene Gäste Sekt, Zuckerwatte und bunte Küchlein serviert bekommen, wird im gegenüberliegenden Finanzministerium am Staatsbudget getüftelt. Zwei Welten, die räumlich so nah aneinander liegen und doch nicht weiter entfernt sein könnten.

Zuckerwatte wird verteilt, das gefällt vor allem den kleinen Gästen
Zuckerwatte wird verteilt, das gefällt vor allem den kleinen Gästen © Simone Rendl

Die Kunst des Laufens

Es ist eine Kunst, die die Modeschöpfer kreieren - und lassen Menschen und ihre Körper zu einer Leinwand werden. Oft alltagstauglich, oft nur zur Optik, sind es die Menschen hinter den Outfits, denen der Respekt gebührt. Dreizehn Zentimeter dünner Absatz liegen oft zwischen ihnen und dem glühenden Asphalt, Laufen allein wird zur Meisterleistung. "Umknicken, hinfallen, aufstehen, weitergehen ist die Devise", sagen sie. So macht es auch eine der Auserkorenen am Laufsteg bei Marina Hoermanseder. Der unebene Asphalt und zu große Schuhe werden zum Verhängnis, da werden die Schuhe schon mal in die Hand genommen - weitergelaufen wird trotzdem. Denn "the show must go on".

Nicht immer sind die Outfits der Designer komfortabel - die Models nehmen es gelassen
Nicht immer sind die Outfits der Designer komfortabel - die Models nehmen es gelassen © APA/Britta Pedersen

Die unscheinbaren, großen Helfer

Damit die Models den Laufsteg jedoch erst betreten dürfen, sorgen Stylisten noch eine Minute vor Showbeginn backstage für den perfekten Look. "Zehn Minuten vor Showbeginn ist meistens noch niemand wirklich fertig", lässt zum Beispiel Designerin Lena Hoschek wissen. "Das Styling-Team läuft da zu Hochleistungen auf, mir geht der Stress und die Anspannung dann wirklich schon nahe."

Stressig sind die Veranstaltungen auch für die Fotografen. Dicht gedrängt scharren sich die Vertreter der Medien mit ihrem Equipment am Ende des Laufstegs, Streit um die beste Sicht ist bereits vorprogrammiert. In der prallen Hitze haben es auch die Türsteher nicht leicht - Krawatte und Sakko müssen trotzdem sitzen. Dass das Essen der Gäste nicht unter der Sonne schmilzt, ist wichtiger als der eigene Platz im Schatten unter einem der Sonnenschirme. "Wenn alles einwandfrei funktioniert, ist das Belohnung genug für uns."