Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Herrn Lagerfeld? Sie haben einmal erwähnt, dass er einen gerne mit ungewöhnlichen Vorschlägen „überfällt“.
Man ist nie sicher, aber es ist eine tolle Unsicherheit, weil sie unwahrscheinlich kreativ und inspirierend ist und nie negativ oder überfallsartig. Er ist sehr respektvoll dem gegenüber, was wir als Unternehmen leisten müssen, schafft es aber auch immer, kreativ fordernd zu sein. Das heißt, er als Kreativdirektor des Unternehmens hat den gesamten Kreativfreiraum. Und ich übernehme die Verantwortung für das Geschäft. Dadurch, dass wir uns gegenseitig auf dem Laufenden halten, wie wir das machen, respektieren wir trotzdem die Arbeit des anderen. Er interessiert sich aber für alles. Zum Beispiel für den Store in Wien. Wie sieht er aus? Sieht er so gut aus wie auf den Bildern? Wir sind ständig in Kontakt. Er hat ein sehr genuines Interesse an dem, was wir machen.

Ein echtes Arbeitstier also.
Mit Karl zu arbeiten, bedeutet viele lange Arbeitstage.

Fällt es schwer, einen Menschen als Marke zu inszenieren?
Das war die Frage, die wir uns vor sechs Jahren gestellt haben: Was wollen wir mit der Marke Karl Lagerfeld machen? Das Zusammenspiel mit Karl war hier sehr gut und einfach. Er hat klar gesagt, wenn er für Chanel oder Fendi arbeitet, dann interpretiert er die Attribute dieser Marke. Für Karl Lagerfeld muss er das nicht machen, sondern wir müssen nur darüber nachdenken, wofür er steht.

Wofür steht er denn?
Ein gutes Beispiel: Karl nimmt sich nicht zu ernst. Er ist sehr ironisch. Dieses ironische Element musste Teil der Marke sein - Spaß und Schrulligkeit. Auch das ikonische Element, so wie er sich selbst darstellt, mit dem hohen Kragen in Schwarz-Weiß, sehr rockig. All diese Elemente, die Karl ausmachen, bringen wir in unserer Marke zum Leben. Und im Prinzip, um Ihre Frage zu beantworten, ist es viel leichter, ganz konkret eine Persönlichkeit, die so klar profiliert ist wie er, zu einer Marke zu machen, als wenn man etwas erfinden muss, das es noch nicht gibt.