1796: Pocken und erste Impfung

Der englische Landarzt Edward Jenner infiziert einen Achtjährigen mit dem Wundsekret aus dem Bläschenausschlag von Kuheutern (Kuhpocken). Der Bub erkrankt (wie geplant) leicht, bleibt aber gegen eine spätere Infizierung mit menschlichem Pocken immun.

1798: Pioniere und Österreich-Premiere

Die Begeisterung für die neue Form der Seuchen- und Krankheitsbekämpfung wächst in ganz Europa rasch. In Österreich gilt der steirische Landarzt Johann Peintinger als Pionier. Er soll als erster Arzt Österreichs 1798 in Leoben eine Pockenimpfung durchgeführt haben. Im Jahr 1800 gibt es in Brunn am Gebirge die erste öffentliche Massenimpfung. In Berlin eröffnet im selben Jahr eine eigene Impfschule, in der die Technik der Vakzination (abgeleitet vom lateinischen Wort „vacca“ = Kuh) gelehrt wird. Der Impfstoff wird später nicht mehr aus Tierwunden, sondern von infizierten Menschen gewonnen. Ein Problem bleibt die geringe Haltbarkeit.

1807: Pflicht trifft auf Protest

Im Königreich Bayern wird 1807 als damals erstem deutschen Staat als Reaktion auf die grassierende Pockenepidemie eine Impfpflicht ausgerufen. Gegen den Zwang und das Impfen insgesamt formiert sich Widerstand. Es bilden sich lokale „Impfzwanggegnervereine“, ab 1876 erschien das Periodikum „Der Impfgegner“. In Österreich gibt es bis heute keine Impfpflicht, Impfgegner aber sehr wohl. Sie verweisen unter anderem auf fehlende Wirkung und unerwünschte Nebenwirkungen.

1885: Tollwut und Tests an Tieren

In Paris forscht der Chemiker Louis Pasteur seit 1881 an einer Schutzimpfung gegen Tollwut. Pasteur experimentiert mit der Hirnsubstanz eines tollwütigen Hunds, die er Kaninchen verabreicht. Er setzt diese Versuchsreihe mit Kaninchen fort, verabreicht ihnen zunächst getrocknetes (und damit abgeschwächt infektiöses) und später frisches Rückenmark von infizierten Tiere. So schafft er schließlich eine Immunisierung der Kaninchen. 1885 wiederholt er diese Impfserie bei einem neunjährigen Buben. Auch er erweist sich am Ende als immun gegen Tollwuterreger.

1936: Grippe und Virenabwehr

Die seit 1936 registrierten Influenzaimpfstoffe „kämpfen“ gegen sich permanent verändernde Virenstämme und ein im Alter schwächer werdendes Immunsystem: So haben sie eine Wirksamkeit von nur 60 bis 70 Prozent.

Impfung in das Bein: 1896
Impfung in das Bein: 1896 © (c) Bettmann Archive (Bettmann)

1955: Kinderlähmung und Schluckimpfung

Ein Würfelzucker, auf den eine bitter schmeckende Flüssigkeit geträufelt wurde: So haben viele die Schluckimpfung gegen Kinderlähmung erlebt. Heute wird sie im Rahmen der 6-fach-Impfung für Säuglinge gespritzt. Gegen die vom österreichischen Nobelpreisträger Karl Landsteiner 1920 als infektiös erkannte Krankheit wurde 1955 ein Impfstoff entwickelt. Er sollte die Poliomyelitis, die zu Lähmungen, Deformationen an Gliedmaßen oder sogar zum Tod führte, ausrotten. Weltweit gelang das aber bis heute nicht. Auch im Kampf gegen Pocken gab es viele Rückschläge. Erst Anfang der 1980er-Jahre erklärt die Weltgesundheitsorganisation diese für ausgerottet.

1963: Masern und Dreifachimpfung

1963 wird in den USA der erste inaktivierte (enthält nur abgetötete Krankheitserreger) Masern-Impfstoff zugelassen. Später wurde auf einen Lebendimpfstoff (enthält abgeschwächte Erreger, die die Krankheit nicht auslösen) umgestellt. In Österreich wird die Impfung seit Mitte der 1970er-Jahre empfohlen, zuerst als Einzelimpfung, später als Kombinationsimpfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln. Trotz Massenimpfung wurden im Jahr 2020 in Österreich 25 Masernfälle registriert.

2021: Corona und genbasierte Technologien

Die Corona-Impfstoffe von Biontech/Pfizer, Moderna sowie Curevac sind Botenimpfstoffe (mRNA). Dabei gelangt durch die Impfung quasi die Bauanleitung eines Covid-19-Proteins in die Zellen. Dort wird es nachgebaut und das Immunsystem damit konfrontiert. Kommt es zu einer Infektion, erkennt das Immunsystem das Protein wieder und leitet die Abwehr ein. Bei Vektorimpfstoffen wie jenem von AstraZeneca wird dagegen ein Trägervirus (Vektor) in die Zelle eingebracht. Die Zelle bildet Antikörper zur Immunisierung.