Marktschreier, Fische aus der nahen Nordsee, Gemüse und Obst aus den gesamten Niederen Landen: Es muss ein lebhaftes Bild gewesen sein, das sich den Besuchern des „Grote Markt“ von Mechelen Anfang des 16. Jahrhunderts bot. Margarete von Österreich hatte die Stadt zum Zentrum der habsburgischen Niederlande gemacht. Ihre Mutter, Maria von Burgund, hatte den Besitz in ihre Ehe mit Kaiser Maximilian aus dem Hause Habsburg eingebracht. Dieser machte Margarete später auch zur Statthalterin.
Später sollte eine noch gewichtigere Aufgabe hinzukommen: die Erziehung ihres Neffen nach dem frühen Tod ihres Bruders Philipp. Jener sollte später als Karl V. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation werden – und ein Imperium regieren, „in dem die Sonne nicht untergeht“.

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Himmlische Aussicht inklusive

„Wir feiern bis heute seinen Geburtstag am 24. Februar“, so Reiseführerin Florie Wilberts. Die Brauerei „Het Anker“ kredenzt dafür ein eigenes Bier: „Gouden Carolus“. „Karl V. hat sich das Mechelner Bier bis nach Spanien bringen lassen.“ Der Habsburg-Spross litt an einer Gebiss-Deformation, die das Essen erschwerte und ihn deshalb zu (leichtem) Bier als Nahrungsmittel greifen ließ. Bierlokale finden sich heute in der ganzen Stadt, wobei es nun des Genusses wegen getrunken wird: von leicht bis schwer, von hell bis dunkel. Besonders beliebt sind die Biergärten rund um den Marktplatz – himmlische Aussicht eingeschlossen: So ist die St. Rumolds-Kathedrale mit ihrem 97 Meter hohen Belfried-Turm ein gotisches Meisterwerk. Zudem kommen unzählige Besucher, um ihr Glockenspiel zu hören. Sehenswert sind auch Rathaus und Schöffenhaus sowie das Zunfthaus der Fischhändler und Margaretes Palais im Renaissance-Stil.

Über die Zeit damals und die burgundische Lebensart, die Margarete von ihrer Mutter geerbt hatte und ebenso in Mechelen kultivierte – über all das erzählt das neu eröffnete Museum Hof van Busleyden – belegt durch kunsthistorische Meisterwerke wie Chorbücher oder Altaraufsätze.

Zurück zum Ursprung

Ein lukullischer Genuss ist die flämische Küche: Da wären etwa Miesmuscheln und Stoofvlees, ein Eintopf aus Rindfleisch, der ein wenig an unser Gulasch erinnert und natürlich Pommes frites, die die Belgier traditionell mit Mayonnaise essen. Für Zwischendurch tischen die Flamen Bokes auf, Brote mit Käse, Schinken oder Marmelade. Und natürlich Waffeln. Florie Wilberts: „Es gibt einen Trend zurück zu regionalen Produkten.“ Am Markt gekauft oder selbst am Balkon gezüchtet. Auch in Sachen Kommunikation besinnt man sich der Vergangenheit: „Bei uns gibt es immer mehr junge Leute, die ihr Telefon abschalten, wenn sie sich mit Familie oder Freunden im Lokal treffen.“ Slow Food kombiniert mit Slow Motion.