Es ist ein besonderes Licht, in das St. Petersburg zur baldigen Sommersonnenwende nächtens getaucht ist – „belye notschi“, weiße Nächte – so nennen es die Russen selbst. Doch auch der Beiname „Venedig des Nordens“ kommt nicht von ungefähr. Begonnen hat alles um 1700: Zar Peter I. (später der Große genannt) tingelte durch Europa, um sich ein Bild von den neuen technischen, wirtschaftlichen und sozialen Errungenschaften zu machen. Zurück in Russland beschloss er, das Land in die Neuzeit zu führen.

Dazu brauchte es auch eine neue Hauptstadt, die in kürzester Zeit aus dem Sumpfgebiet am Finnischen Meerbusen gestampft wurde. Sankt Petersburg war geboren. Den deutschen Namen wählte Peter bewusst: Der Zar bewunderte die deutsche Handwerkskunst.
Widerwillig, aber doch folgte ihm dann der Moskauer Adel – und ließ sich prachtvolle Residenzen erbauen. Eine (wunderschöne) Auswahl davon bekommt der Besucher heute am Newski Prospekt zu sehen – etwa jene der Stroganows, die später auch dem Gericht aus Rinderfiletspitzen seinen Namen gaben. Nach dem Nähmaschinenhersteller Singer ist das Haus Nummer 28 benannt: Obwohl fast kein Russe mehr die Zeit in Bus, Straßenbahn und Metro nutzt, um Klassiker wie Dostojewski, Tschechow oder Tolstoi zu lesen, beherbergt der Jugendstilbau noch immer eine gut sortiere Buchhandlung.

Jedenfalls einen Abstecher wert sind die farbenprächtige Auferstehungskirche im altrussischen Stil und das Russische Museum, das Ikonen von Andrej Rubljow ebenso beherbergt wie Werke der Avantgardisten Kasimir Malewitsch und Marc Chagall oder des sozialistischen Realismus.

Am Ende der Prachtstraße liegt der Winterpalast – sein größter Schatz: die Eremitage. Von Zarin Katharina der Großen gegründet, ist sie heute eine der größten Kunstsammlungen. Diese entledigte sich zwar 1762 ihres Mannes Peter III., später erwies sie sich aber als umsichtig und kunstsinnig. Im ebenso an der Newa gelegenen Sommergarten soll sie zudem kleine Palais als Dank an ihre (verflossenen) Liebhaber haben bauen lassen. Auf Katharina geht auch das Schloss in Zarskoje Selo außerhalb der Stadt zurück. Mit einem besonderen Schmuckstück: das erst kürzlich rekonstruierte Bernsteinzimmer, das die Nazis im Zweiten Weltkrieg raubten.

Noch öfter hielt sie sich in Peterhof auf. Unter Peter dem Großen erbaut, ist es heute (wieder) ein prachtvolles Palais mit Blick aufs Meer. Endgültig vorbei ist die Sowjetzeit und damit der Dornröschenschlaf der Schlösser, Palais und Gärten in und um St. Petersburg, das seit 1991 wieder so heißt.