Welch ein Unterschied! Der Bahnhof Zürich ist Umschlagplatz für mehr als 400.000 Menschen pro Tag. In Bern hingegen herrscht die ruhige Atmosphäre eines kleinen, überschaubaren Provinzbahnhofs. In Zürich versuchen selbst die alten Bürgerhäuser, in den Himmel zu ragen. In Bern hingegen wirken sie in protestantisch-reformatorischer Bescheidenheit ein wenig niedriger, als sie tatsächlich sind. Für Zürcher oder Basler sei Bern ein Kulturschock, meint auch der prominente Blogger Réda el Arbi in seinem Stadtblog im „Zürcher Tagesanzeiger“.

„Probier’s mal mit Gemütlichkeit“, singt Balu der Bär im Disney-Film „Das Dschungelbuch“. Vielleicht hat er das Lied in Bern gelernt, von seinem Cousin Finn, dem 350-Kilo-Koloss im Bärenpark jenseits der Nydeggbrücke. Immerhin, so meinen die Berner, verdanken sie den Namen ihrer Stadt einem 1191 im heutigen Stadtgebiet erlegten Bären.

Unesco-Welterbe

Die Behäbigkeit der Bären im Park bildet sich auch jenseits der Nydeggbrücke in der Altstadt ab, Unesco-Welterbe seit 1983. Vielleicht war es gerade diese Langsamkeit der Stadt, die den großen Albert Einstein 1905, in seinem „Annus mirabilis“, an der Speziellen und Allgemeinen Relativitätstheorie arbeiten ließ – nachzuvollziehen in seiner damaligen Wohnung in der Kramgasse, heute ein Museum. Denn wie relativ Zeit sein kann, erfährt man bei einem Bummel durch die Altstadt, etwa bei der Elf-Brunnen-Tour mit dem berühmten Kindlifresserbrunnen. Nur der Zytglogge-Turm mit seiner astronomischen Uhr und dem Glockenspiel mahnt jede Stunde unerbittlich, dass selbst hier, in Bern, die Zeit vergeht.