Der Anspruch in Dubai lautet, alles größer, höher, besser und perfekter als anderswo auf der Welt zu machen. „Dubai ist eine Stadt der Superlative“, beginnt Touristenführer Mohamed seine Tour schon am Flughafen. Dieser ist mit 88 Millionen Passagieren im vergangenen Jahr derzeit der drittgrößte der Welt. Ab 2020 soll der neue Flughafen „Dubai World“ das Emirat zur Weltspitze als Flugdrehkreuz machen.

Alles perfekt – das weiß auch die gebürtige Fürstenfelderin Andrea Krenn zu schätzen. Sie ist seit sechs Jahren leitende PR-Managerin im Hotelresort „Atlantis, The Palm“, das an der Spitze der vor der Küste aus Meeressand aufgeschütteten Palmeninsel steht. „Ich staune selbst noch manchmal über kleine Details in unserem Hotel“, beschreibt Krenn den Willen der Dubaier zur absoluten Perfektion.

Höchstes Hotelgebäude der Welt

Das Gesicht der Stadt ändert sich ständig. „Dubai ist eine dauerhafte Baustelle“, sagt Mohamed. Das einst als Sensation gefeierte Sieben-Sterne-Hotel „Burj al Arab“ ist mittlerweile Teil der Skyline. Die Zwillingstürme des „JW Marriott Marquis Hotels“ ragen seit drei Jahren weitaus höher auf und machen es mit 355 Metern Höhe zum höchsten Hotelgebäude der Welt. Da mutet die zwischen Palmen im siebten Stock angesiedelte Poollandschaft schon wie im Erdgeschoß an.

An der Spitze, in der Bar „The Vault“ im 72. Stock, blickt man nur auf ein Gebäude, das alles überragt: den Burdsch Chalifa. Mit offiziell 828 Metern ist es momentan das höchste Gebäude der Welt. Ein Bau, der die Sinne täuscht, wenn man direkt davor steht – ob es 300, 600 oder exakt 829,8 Meter bis zur Spitze sind, man muss glauben, was die Erbauer behaupten.

Eine Tour durch den Konsumtempel

Ein paar Schritte davon entfernt befindet sich wieder etwas, das den Superlativ verlangt. Die „Dubai Mall“ ist das größte Einkaufszentrum der Welt. Von Mode exklusiver Marken, Schmuck, Parfums bis zur TV-Studioausrüstung bekommt man hier alles.

Mohamed begrüßt am Eingang einen Kollegen, der gerade eine deutsche Reisegruppe auf eine Tour durch den Konsumtempel einstimmt, und scherzt: „Sie haben hier den besten Guide, den sie in Dubai finden können.“ Die Gruppe lacht und klatscht, Mohamed lächelt zufrieden.

Dabei stellt er sein Licht unter den Scheffel, denn der gebürtige Ägypter ist, wie sich herausstellt, nicht nur in der Geschichte der Herrscher der Emirate, sondern sogar jener des österreichischen Kaiserhauses firm. „Ich bin vor vier Jahren nach Dubai gekommen“, erzählt er in makellosem Deutsch.

Ägypter bringen Erfahrung im Tourismus ein

Davor hat er österreichische, deutsche und holländische Touristen zu den Pyramiden und den Sehenswürdigkeiten entlang des Nils geführt. Der 41-Jährige wurde Opfer der Tourismuskrise in Ägypten und entschied sich, nach Dubai zu gehen, wo er seither für die Agentur „Meeting Point Emirates“ arbeitet. „Die Ägypter sind hier sehr geschätzt, weil sie Erfahrung im Tourismus haben und neben Arabisch meist mehrere andere Sprachen sprechen“, erklärt Mohamed.

Und so ist es nicht verwunderlich, in einem anderen Hotel einen ägyptischen Landsmann als stellvertretenden Manager zu treffen. Das „Amwaj Rotana Jumeirah Beach“ liegt an einem der Hotspots der Stadt. Das Hotel bietet nicht nur über einen eigenen Fußgängertunnel einen exklusiven Zugang zum Strand, sondern mit dem „JB’s“ eine Bar, in der sich die internationale Bewohnerschar Dubais trifft. Und das sind viele, denn 85 Prozent der 2,2 Millionen Einwohner des Emirats sind Ausländer.

„Wir hatten einen Ballsaal, der nie richtig genützt wurde. Also entschlossen wir uns, das JB’s daraus zu machen“, sagt Mina William, der vor acht Jahren aus Ägypten hierherkam. Im liberalen Dubai ist der Alkoholausschank kein großes Thema, genauso wenig wie der Umstand, dass der aus Italien importierte Parmaschinken im „JB’s“ vom Schwein kommt. „Wir haben eine eigene Lizenz dafür“, erklärt William.

Eine sichere Stadt

In Dubai lebt eine multikulturelle Gesellschaft, in der jeder das einbringt, was er kann, ohne dass nach Nationalitäten gefragt oder geurteilt wird. Die Sicherheitslage passt sich an das perfekte Bild an. Weder müssen Touristen vor marktschreierischen Verkäufern flüchten, noch sind Diebstähle zu fürchten. „Ich habe in der Mall einmal meine Handtasche liegen gelassen“, erzählt Andrea Krenn. „Als ich sie nach einer halben Stunde wiedergefunden habe, lag sie noch genauso wie vorher da.“

Auch die Kleidungsvorschriften sind locker: An der „Dubai Marina“ tummeln sich Joggerinnen und Jogger, nicht anders als im New Yorker Central Park, und laufen wenige Meter an einer Moschee vorbei, ohne dass jemand daran etwas findet.

Dubai wächst weiter

Mohamed zeigt, wohin sich die City in den nächsten Jahren entwickeln wird. Entlang der nach dem Staatsgründer benannten Zayed Road, der 40 Kilometer langen Hauptstraße, geht es Richtung Wüste. Links und rechts der Autobahn rackern bereits die Maschinen und die Bauarbeiter. „Spätestens in zehn Jahren sieht es hier aus wie in der Stadt“, prophezeit der Touristenführer.

Wie eine Oase taucht plötzlich der Komplex der „Dubai Parks“ auf. Fünf Themenparks, darunter nebeneinander ein Legoland-Erlebnis- und Wasserpark, sind hier auf einem weitläufigen Gelände mit dem „Motiongate“ und einem „Bollywood“-Filmpark sowie einem im europäischen Stil nachgebauten Dorf verbunden.

Die Welt im Kleinen

Im Lego-Miniaturland bringt es der Burdsch Chalifa, aus Legosteinen nachgebaut, auf 18 Meter Höhe. Damit passt er knapp unter die klimatisierte Kuppel. Mohamed kann wiederum zu einer Kurzführung durch sein Geburtsland ansetzen, denn die Pyramiden von Gizeh gibt es ebenfalls aus Lego. „Mit den ursprünglichen Vortempeln, die längst verfallen sind“, erklärt er.

Südsee-Flair bringt das nebenan gelegene und ganz auf Familien ausgerichtete Hotel „Lapita“ im polynesischen Stil ein. „Was fällt Ihnen auf?“, fragt Verkaufsleiterin Cissy Cheung. Nicht schwer, der Lärm der Stadt ist weg. Es ist zu hören, wie die Vögel in der Anlage zwitschern. Das schätzen laut Cheung zunehmend Gäste aus Dubai selbst, die Pause von der Hektik machen wollen.

Die Ruhe wird zumindest noch so lange erhalten bleiben, bis sich die City an diesen Außenposten herangetastet hat. Wahrscheinlich wieder perfekter, größer und höher als sonst wo auf dieser Welt.

Anmerkung: Die Reise wurde unterstützt von Gruber-Reisen, Turkish Airlines, Meeting Point Emirates und Hotel Nassima Royal.