Als Colonel Griffith J. Griffith Anfang des 20. Jahrhunderts seiner Frau in den Kopf schießen wollte, ahnte niemand, welche große Bedeutung er noch für seine Heimat haben sollte. Damit der unliebsame Sohn der Stadt der Engel nicht ganz in Vergessenheit geriet, musste er tief in die Trickkiste greifen und hinterließ seine großzügig bemessenen Flächen in den Hollywood Hills der Allgemeinheit. Dort, wo der gewalttätige Trinker vergebens eine Straußenfarm aufziehen wollte, steht heute das Griffith Observatory. Von der Aussichtsplattform gehen die Blicke ins Unendliche. Die Vielseitigkeit der Stadt, die paradiesische Strände, imposante Bauten und wunderschöne Landschaften in sich vereint, schlägt einem auf jedem Meter entgegen.

Die Augen drängen nicht nur an schönen Tagen Richtung Nordost nach Santa Monica. Wo sich einst David Hasselhoff und Pamela Anderson in knapper Badebekleidung und mit ebenso knappen Dialogen in „Baywatch“ zur Begeisterung von Millionen Menschen in den Pazifik stürzten, entfaltet sich der für Los Angeles so typische Lifestyle. Die bekannten Behausungen der Rettungsschwimmer muss man nicht lange suchen. Das subtropische Klima sorgt zwischen Frühling und Herbst für eine Wettergarantie.

Auf dem Rad geht es Richtung Norden nach Malibu, wo die vielen reichen und teilweise noch schönen Stars der Filmindustrie ihre wohlverdiente Ruhe genießen. Oder Richtung Süden, wo sich in Venice Beach alles vereint, was anders ist. Künstler, Bodybuilder, Surfer und all die verlorenen Seelen dazwischen teilen sich diesen magischen Ort. Der dezente Marihuana-Geruch in der Luft regt hier schon lange niemanden mehr auf.

Schwenkt der Blick hoch oben beim Observatorium wieder nach links, schießen Wolkenkratzer aus dem Boden. Downtown erhebt sich die ansonsten in die breite gewachsene Millionenmetropole in neue Höhen. Das von einem Drogen- und Kriminalitätssumpf innerhalb weniger Jahre zum hippen Hotspot emporgestiegene Zentrum wurde früher gemieden und wird heute gefeiert. Kulturell sowieso.

Downtown LA
Downtown LA © florianalbert

Nicht nur architektonisch herausragend liegt das „The Broad“ in der Grand Avenue. In unmittelbarer Nachbarschaft zur Walt Disney Concert Hall finden zeitgenössische Werke von Andy Warhol, Jeff Koons und Jean-Michel Basquiat ihren Raum. Ebenso empfehlen sich Grammy Museum und Museum of Contemporary Art. Wer auch auf Reisen nicht auf einen Schuss Adrenalin verzichten will, ist im 310 Meter hohen U. S. Bank Tower gut aufgehoben. Neben der atemberaubenden Aussicht gibt es auch eine Glasrutsche, die auf der Außenseite des Gebäudes vom 71. in das 70. Stockwerk führt.

Nicht nur kulturell, auch kulinarisch hat das ehemalige Gangsterviertel unheimlich schnell aufgeholt. Doppelte Cheeseburger waren gestern, heute werden amerikanische Klassiker neu interpretiert. So wie es der gebürtige Kärntner Wolfgang Puck schon seit Jahren vorlebt. Im 24. Stock des Ritz-Carlton in Downtown LA verbindet er Einflüsse von alter und neuer Heimat mit asiatischem Akzent. Heraus kommt dabei etwa zart gebratener Schweinebauch zwischen „brioche buns“. Puck genießt in den USA jenen Kultstatus, der auch Menschen, die nur aus dem gleichen Land wie er kommen, plötzlich interessant werden lässt. 

Die kulinarische Bandbreite hat aber auch viel Platz für junge Hipster und alle, die es noch werden wollen. Im berühmten Central Food Market kommt in einem kleinen Laden mit dem besser in Originalsprache belassenen Namen „Eggslut“ mit der gleichnamigen Spezialität das am häufigsten auf Instagram gepostete Essen der Stadt auf den Tresen. Lange Warteschlangen inklusive, schon bevor überhaupt geöffnet wurde.

Ebenfalls downtown findet man das Staples Center. Die Heimat von Lakers, Clippers und Kings ist nicht nur Sportfans ein Begriff. Lassen die Leistungen - wie es heuer zum Entsetzen der Einheimischen passierte - nach, sollte man seinen Flug noch im Grunddurchgang buchen. Gut möglich, dass ab den Play-offs kein Vertreter aus Los Angeles mehr Parkett oder Eis betreten darf. Als Trost bietet sich aber immer noch eine Führung durch die 21.000 Sitzplätze umfassende Multifunktionsarena an.

Zurück am Plateau des Griffith Observatory fühlt man sich weiter wie im Film. Wie an beinahe jedem Ort in Los Angeles wurde auch diesem mehrfach ein filmisches Denkmal gesetzt. Fans von James Dean fühlen sich an den Streifen „... denn sie wissen nicht, was sie tun“ erinnert. Jüngeren Semestern kommen Ryan Gosling und Emma Stone in den Sinn, die in „La La Land“ in epischer Schönheit durch die Stadt tanzen und sich hoch über den Sorgen der Stadt endgültig verlieben. Dafür gab es sechs Oscars. Verliehen wurden sie im Dolby Theatre, das auch für Touristen seine Tore öffnet. Einmal da Platz nehmen, wo auch Gosling und Stone gespannt auf das Öffnen der Umschläge warteten? Kein Problem. Mit etwas Glück darf man sogar die Bühne betreten. 

Neigt sich der Tag dem Ende zu, verspürt man plötzlich wieder, wie Geist und Körper Richtung Strand drängen. Doch auch wenn die Sonne hinter dem Pazifik schwindet, ist der Tag in Los Angeles noch lange nicht vorbei.