Balou weiß, wie er seine Besucher um den kleinen Finger wickeln kann. Die langen geschwungenen Wimpern, die spitzen Ohren und das flauschige Fell sorgen für den gewissen Kuscheltier-Faktor. Ein Augenaufschlag und ein keckes schiefes Grinsen reichen, damit das sechs Jahre alte Lama beinahe jede Narrenfreiheit hat.

Noch steht Balou aber brav am Rand eines Waldwegs in Dellach im Kärntner Gailtal. Gemeinsam mit seinen sechs Artgenossen wartet er, dass es endlich losgeht. Das braun-weiß gefleckte Lama würde aber nur zu gerne den Herdenführer Black Jack vom Thron stoßen. „Ja, er ist Alphatier und will unbedingt die Karawane anführen. Er ist aber noch nicht so weit und muss Jack Black als Anführer akzeptieren“, sagt Johann Kanzian, lacht und streichelt Balou sanft am Hals. Mit Geschirr und Leine werden die sieben Lamas entlang des schmalen Wegs durch den Wald geführt. Der Schnee knirscht unter den Sohlen der Paarhufer. Schritt für Schritt geht es für die Tiere und ihre Begleiter durch den Gailtaler Winterwald. Die Pausen fordern die Tiere ganz von selbst ein. Wie auf Kommando bleibt die Lamakarawane stehen und die Tiere mit dem kuscheligen Fell beginnen, die dünnen Grashalme von einer kleinen Böschung zu fressen. „Meine Lamas lieben das frische Gras. Im Frühjahr warten sie immer hart darauf, dass die Walderdbeeren rot werden“, erklärt Kanzian. Seit 17 Jahren unternimmt der autorisierte Wanderführer Lamatouren durch das Gailtal.

Für aktivere Wintersportler erstreckt sich nur wenige Autofahrminuten weiter östlich das österreichisch-italienische Skigebiet Nassfeld. Mit der Gondel, dem dreiteiligen Millennium-Express, fährt man in 17 Minuten auf 1907 Meter Seehöhe. „Wir haben 30 verschiedene Lifte und 110 Pistenkilometer zum Befahren. Da braucht man schon einen halben Tag, um alle Pisten zu sehen“, sagt Skilehrer Lukas Pfaffenberger. Der 25-jährige Student rückt seine Brille zurecht, steigt in die Bindung seiner weißen Skier und saust mit elegantem Schwung die 2400 Meter lange Scheibelboden-Abfahrt hinunter. Der Schnee staubt, der routinierte Skilehrer kommt erst bei der nächsten Liftstation zum Stillstand. Schnell geht es mit der Rudnigsattelbahn, einem Sessellift, wieder hinauf. „Wenn wir oben sind, fahren wir zurück und machen einen Abstecher nach Italien. Da schmeckt der Einkehrschwung am besten“, ist Pfaffenberger überzeugt. Über lange, präparierte Pisten geht es in Richtung Italien. Die Schneekanonen blasen feine Kristalle auf die Piste, die die Skibrille bedecken. „Wenn man in der Nähe einer aktiven Kanone fährt, muss man immer runterschauen. Sonst sieht man schnell gar nichts mehr“, erklärt der Skilehrer.

Nach etlichen Kilometern auf der Piste empfängt ein Hinweisschild auf der italienischen Staatsgrenze mit bunten Aufklebern die hungrigen Skifahrer. Das Ehepaar Fausto und Petra Fedrigo servieren gleich neben der Piste knusprige Pizzen. „Wir Italiener wissen, wie man kocht“, sagt Fausto Fedrigo mit einem verschmitzten Lächeln und stellt eine große Pizza mit Tomatenstücken und zerflossenem Mozzarella auf den Tisch.

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