Was bitte, hat Sterzing, was andere nicht haben? Zum Beispiel einen Engel namens Fini Schafer. Aber den heben wir uns für später auf und fangen mit dem Weihnachtsmarkt an. Der ist schuld, dass diese Geschichte erst jetzt erscheint.

Im Dezember ist die auf 948 Meter Seehöhe liegende Stadt nämlich dermaßen voll, dass es witzlos ist, hinzufahren. Nicht nur die Kräuterbauern Gabi und Sepp Holzer machen vor Weihnachten rund 80 Prozent des Jahresumsatzes. Ein Besuch in ihrem Hofladen in Wiesen im Wipptal gehört aber auf die To do Liste: Dort nimmt man ein Duftbad inmitten herrlich riechender Kräuter, kann allerlei Feinheiten verkosten und (vom Brotgewürz über Tee bis zum Vanille-Rum) kaufen.

Immer was los: Bauernmarkt auf dem Stadtplatz beim Zwölferturm
Immer was los: Bauernmarkt auf dem Stadtplatz beim Zwölferturm © Tourismusverein


Wer das erste Mal nach Sterzing kommt, wird sich wundern. Über die Neustadt und die Altstadt. Das sind keine Bezirke, sondern Einkaufsstraßen. Kurioserweise wirkt die engere Altstadtgasse moderner, nicht nur weil der österreichische Architekt Hans Hollein dort ein aufregend dynamisches Gebäude hineingeplant hat. Wenige Meter weiter schaut es dann wieder alt aus  im Gasthof Krone, mittlerweile ein kleines Einkaufsparadies, betteten einst auch Andreas Hofer und Goethe das Haupt zur Ruhe.

Fassadensteuer

Die Neustadt, die nach einem verheerenden Brand 1443 errichtet worden ist, prahlt mit prächtiger Kulisse. Die Hausfassaden sind nach oben gezogen und schmal, eine Bauart, die das Übergreifen von Feuer verhindern sollte und half, bei der Fassadensteuer zu sparen. Ein weiteres architektonisches Merkmal sind Erker, die vor allem als Lichtquelle dienten. Eher dunkel und im Winter zweifellos geeignet, kühlen Kopf zu bewahren und nebstbei kalte Füße zu bekommen ist der Gemeinderatssaal im Rathaus. Als Langzeitbürgermeister (1990-2000 und seit 2005 erneut im Amt) weiß Fritz Karl Messner wie man in dem auffallend schönen Renaissancegebäude einheizt. Die alten Gasthausschilder in der Neustadt lässt man sich am besten bei einer Führung erklären: Bär und Löwe stehen etwa für gute Küche, die Anzahl der Sterne für die Öffnungszeiten.

Wem es in der Stadt zu eng wird, dem bleibt der Hausberg: Der Roßkopf ist zu jeder Jahreszeit perfekte Spielwiese für Aktivurlauber. Topp: Die Sternhütte, wo man auf Musikberieselung und Plastik verzichtet. Wohltuend. Wer in diese neue Hütten-Kategorie aufgenommen werden will, hat etwa Äpfel zur freien Entnahme bereit stehen und keine Werbung auf den sonnenschirmen. Dass zum Speck und zu den Rippern das berühmte Schüttelbrot auf den Tisch kommt, versteht sich von selbst.

Himmlische Adresse: Das Parkhotel Zum Engel
Himmlische Adresse: Das Parkhotel Zum Engel © Gufler

Gastgeberin aus Leidenschaft

Jetzt wird es Zeit für den Engel. Der wohnt vis-à-vis der Pfarrkirche „Unsere Liebe Frau im Moos“ in einer WG mit Katze Putzi, heißt Fini Schafer und hat den alten Gasthof „Engel“ sukzessive in eine Luxusherberge, das Parkhotel „Zum Engel“ verwandelt. Jüngster Coup der Besitzerin unzähliger Dirndl, ist ein Anbau, dessen vorgesetzte Holzkonstruktion die gotischen Rippen der Hallenkirche gegenüber aufnimmt und die Balkone neugierigen Blicken entzieht. Dahinter: zwölf Fugger Suiten, auf gemütliche Weise extravagant mit Zirbelholzmöbeln und Lodenstoffen eingerichtet, inklusive privater Sauna. Dazu kommen: Heukraxnbad, Wellnessoase und eine 6000 Quadratmeter Parklandschaft, die Fini Schafer mit Hingabe bepflanzt hat und eine auf regionale Spezialitäten bedachte Küche.

Man möchte gar nicht mehr weg und versteht den Namenspatron, dessen Interesse an den reichen Silbervorkommen rund um Sterzing die Alpinstadt seit dem Mittelalter prägte. „Non è vano il gesto di Jakob Fugger, che tende senza posa le proprie mani verso di loro“ (Nicht umsonst streckt Jakob Fugger unaufhaltsam eine Hand danach aus), steht auf der gläsernen Duschwand. Die Fenster schließen perfekt.