Kroatien. Der Lungomare ist leer. Der altehrwürdige Kurort schnauft noch einmal tief durch, denn hinter den Kulissen machen sich die Hoteliers und Gastronomen in Opatija schon an die Umsetzung von Corona-Maßnahmen, um möglichst bald wieder Gäste empfangen zu können. „Eigentlich hätten wir schon Mitte März aufgesperrt“, sagt Martina Riedl, Direktorin des Hotels Miramar in der Kvarner-Bucht. „Derzeit sind nur wenige Mitarbeiter vor Ort und pflegen die Gartenanlagen. Aber wir hoffen, dass Mitte Juni die Grenzen wieder ganz aufgehen.“



Energisch hat Kroatien in den letzten Wochen auf Reisefreiheit gedrängt und die Einreisebestimmungen für Ausländer bereits gelockert: Ohne Coronatest und Quarantäne kann passieren, wer im Land etwa eine Immobilie, ein Boot besitzt. Die Sehnsucht nach einem der beliebtesten Urlaubsländer der Österreicher ist jedenfalls groß: Herrschte bei den Buchungen Stillstand, haben die Anfragen laut Riedl wieder zugenommen, auch wenn viele Gäste sich erst kurzfristig entscheiden wollen. „Wir gehen trotz allem optimistisch in die Saison. Aus den Maßnahmen müssen wir das Beste machen und sie konsequent umsetzen. Das ist allen in der Branche klar“, sagt die Kärntnerin. „Es wird heuer sicher ein etwas anderer Urlaub, aber hoffentlich ein schöner.“

Griechenland. Es sind vor allem die Betreiber kleiner Hotels, die die Hoffnung auf einen Urlaubssommer auf den griechischen Inseln noch nicht aufgegeben haben, während sich einige der großen All-inclusive-Clubs noch nicht entschieden haben, ob sie heuer überhaupt aufsperren. Fix ist hingegen, dass die Regierung in Athen den Startschuss für den Tourismus am 1. Juli geben will. Zudem ist im Gespräch, schon vorab für Urlauber aus einigen Staaten, darunter Österreich, die Quarantänepflicht aufzuheben.



In den Urlaubsorten am Meer sollen die Liegen und die Sonnenschirme etwa drei bis fünf Meter voneinander entfernt stehen. Große Diskussionen gibt es darüber, ob die Mahlzeiten im Buffetstil oder am Tisch serviert werden sollen. „Eine große Frage wird sein, ob es genügend Flugverbindungen gibt“, sagt Andrea Springer, Geschäftsführerin von Springer Reisen. „Ich glaube, dass es einen Trend zu den kleineren Inseln geben wird, auf denen weniger los ist“, sagt die Griechenlandexpertin. „Auf Naxos oder Paros zum Beispiel kann man auch in Saisonen, in denen viel los ist, mit großem Abstand zum Nachbarn am Strand liegen.“

Italien. Für eine Grenzöffnung zu Italien gibt es derzeit laut Österreichs Bundesregierung keine Perspektive. Und dabei sind es gerade Perspektiven, die das Land bräuchte. Aber zumindest die von René Deutsch ist klar. „Innerhalb von zwei, drei Wochen waren alle Buchungen bis in den Herbst abgesagt oder auf das nächste Jahr verschoben“, sagt der Tiroler, der auf der Isola Santa Cristina eine Villa an Gäste vermietet, Wein anbaut und Fische züchtet. „Diese Saison haben wir eigentlich schon abgeschrieben.“ Knapp 30 Minuten per Boot vom Canal Grande entfernt, herrscht auf der Privatinsel in der Lagune von Venedig gespenstische Stille, während das Leben in der Serenissima nach den Lockerungen der Corona-Maßnahmen langsam wieder in Gang kommt.



Nur dass es ein ganz anderes Leben ist: Die Venezianer sind unter sich. An ausländische Besucher wagt noch niemand zu denken, stattdessen hofft man auf einheimische Gäste, sobald sie ab 3. Juni wieder in andere Regionen Italiens reisen dürfen. Derzeit wird hitzig über aus Sicht der Betreiber nicht umsetzbare Abstandsregeln am Strand diskutiert, während Südtirol vorgeprescht ist und Ende Mai Hotels wieder aufsperren lassen will.

Es geht um zahllose Existenzen, auch in der Serenissima. „Wenn ich mich so umhöre, ergibt sich ein dramatisches Bild. Alle leiden wirtschaftlich unter der Krise, vom Taxifahrer bis zum Hotelier“, sagt Deutsch, der in den letzten Tagen zumindest eine Buchung sichern konnte. Allerdings keine alltägliche: „Anfang Juni erwarten wir 16 Ärzte und Krankenpfleger, die in den letzten Monaten in der Lombardei und Bergamo um so viele Menschenleben gekämpft haben.“ Ihnen steht das Inselparadies kostenlos offen.

Spanien. Spanien öffnet sich nach einem Vier-Stufen-Plan – aber vorerst nur im Inland. Aus Regierungskreisen hört man, dass die Grenzen für Reisende aus dem Ausland noch bis Juli geschlossen bleiben könnten. Derzeit heißt es nach dem Übertritt 14 Tage Quarantäne. Schneller könnte der Tourismus auf den beliebten Ferieninseln Balearen und Kanaren wieder losgehen, die von der Pandemie weniger stark betroffen waren und für die inzwischen „Phase 1“ der Lockerungen gilt.



Auf Mallorca etwa haben die Außenbereiche der Lokale sowie Hotels wieder geöffnet – dennoch dürften die meisten weiterhin geschlossen bleiben. „Warum sollen wir denn öffnen, wenn es keine Flüge gibt, mit denen unsere Gäste anreisen können?“, sagte Christoph Gräwert, Direktor des 900-Betten-Hotels „Samos“ in Magaluf, der „Mallorca Zeitung“. Deshalb appellieren die beiden Inselgruppen an die Regierung in Madrid, „sichere touristische Korridore“ einzurichten – zum Beispiel mit Direktflügen. Ab Juni wollen die Lufthansa und ihre Tochter Eurowings wieder Urlauberjets auf die Inseln schicken. Und auch der Reiseveranstalter TUI hat angekündigt, dass der Sommerurlaub in Mallorca für ihn „nicht abgehakt“ sei.

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