Balis Nachbarinsel Lombok empfängt mit Meeresrauschen. Die Zehen graben sich tief in den goldfarbenen Sand am Tanjung-Aan-Strand. Das Meerwasser umspült die Füße, bevor der Sog es wieder zurück in den Indischen Ozean ruft. Auszeit! Im Rücken erhebt sich der Mount Rinjani. Knallgrüne Reisfelder liegen ihm zu Füßen. Der aktive Vulkan thront majestätisch über der Insel. Er gibt den Takt vor - und der schlägt auf Lombok ein bisschen langsamer. Entschleunigung, begleitet von Räucherstäbchen, die immer irgendwo ihren Duft verströmen.

Weben mit Bedeutung

Von Traumstränden wie jenen im Süden oder im Westen der Insel ist es nur ein kleiner Sprung zur Arbeit: Im Weber-Dorf Sukarara sitzen Frauen auf Holztischen, der Webstuhl liegt über ihren ausgestreckten Beinen. Klack! Der Holzstab fährt nach vorn. Ratsch! Das Schiffchen gleitet durch die Fäden. Reihe um Reihe entsteht das Tuch. „Jeder Stamm webt eigene Muster. Sie haben unterschiedliche Bedeutungen“, erzählt Reisebegleiter Jus und zeigt auf die Stoffe, die die Wand hinter den Frauen in bunte Farben tauchen.

Besuch in traditionellen Dörfern

Jus ist geboren auf Lombok und er ist Sasak. So wird Lomboks größte Bevölkerungsgruppe genannt, die dem Islam zugehörig ist - mit naturreligiösen Glaubenselementen. In die ursprüngliche Lebensweise der Sasak kann man in traditionellen Dörfern wie dem „Sasak Village Ende“ eintauchen. Doch auch die Einflüsse der balinesischen Nachbarn und des Hinduismus prägen Lombok.

Ein bisschen Bali auf Lombok

„Man findet Bali auf Lombok, aber nicht umgekehrt“, verrät Jus. Ein Schauplatz dieses Zusammenspiels ist der Tempel Pura Lingsar. Hindus und Muslime beten hier Seite an Seite. Nur einen Katzensprung davon entfernt liegt der Sommerpalast Taman Narmada, erbaut von balinesischen Karangasem-Fürsten im 18. Jahrhundert. Die Anlage ist ein Abbild des Mount Rinjani. „Der hinduistische Herrscher schaffte es nicht mehr, den Vulkan für Opfergaben zu besteigen. Also ließ er ihn nachbauen“, verrät Jus.

Lombok nach den Erdbeben

Der Reiseleiter lebte in Deutschland und kehrte vor einigen Jahren zurück. Auch weil er die Geschichte seiner Insel erzählen will. Die jüngste ist geprägt von „der Katastrophe“. So nennt Jus die schweren Erdbeben, die Lombok 2018 erschütterten. Erdbeben sind keine Seltenheit, in dieser Stärke schon: Gebäude wurden zerstört, Menschen starben. „Es war eine Naturkatastrophe, aber es ist kein Katastrophengebiet, sondern ein Land im Wiederaufbau. Dafür braucht es den Tourismus“, so Marcel Schneider von der Incoming-Agentur „Panorama Destination“. Lombok breitet seine Arme für Touristen aus: Der Mandalika Beach soll etwa eines von Indonesiens „10 neuen Balis“ werden - mit ausgebauter Infrastruktur und neuen Hotels. Noch wirkt die breite Strandpromenade einsam und auch entspannt. Noch.

Abtauchen vor den Gilis

Hopp! Alles einsteigen ins Fischerboot, das zu Lomboks drei vorgelagerten Inseln schippert. Bestückt mit kleinen, bunten Häuschen und umringt von türkisblauem Wasser empfangen die drei „Schwestern“ Gili Trawangan, Meno und Air. Die drei Kleinode sind schon lange kein Geheimtipp mehr - wohl auch wegen ihrer bunten Unterwasserwelt. „Seht, da, eine Schildkröte!“, ruft Reisebegleiter Jus.

Wie eine Entenfamilie hüpft einer nach dem anderen vom Boot. Platsch! Köpfchen unter Wasser, Schnorchel in die Höh'. Ja, wo ist sie nur? „Da! Noch eine“, ruft Jus noch einmal und navigiert die Gruppe mit dem Zeigefinger. Wer schnell ist und Glück hat, kann eines der Tiere beobachten, wie es scheinbar schwerelos durch das Wasser gleitet. Ein kurzer Blick, dann ist es wieder weg.

Mit ein bisschen Glück kann man vor den Gilis Schildkröten entdecken
Mit ein bisschen Glück kann man vor den Gilis Schildkröten entdecken © swissmediavision

Auf der Suche nach Nemo

Im seichteren Gewässer braucht es kein Glück. Durch die Taucherbrille tut sich eine farbenprächtige Fischwelt auf. Schwarz-weiß gestreift, gelb gesprenkelt oder schlicht in einer Farbe brausen die Schwärme links und rechts vorbei. Oh, da eine orangefarbene Schönheit, dort drüben zieht ein roter Fisch seine Bahnen! Nemo, bist du's? Die nicht ganz ernst gemeinte Frage verebbt in der Strömung, die die Schnorchler daran erinnert, dass es auch eine Welt an der Wasseroberfläche gibt. Das Boot ist mit einigen Tempi noch in Reichweite. Es geht weiter, wieder an eine tiefere Stelle, an der der Fisch-Verkehr etwas nachlässt.

Kuscheln unter Wasser

Dafür kreuzen ein paar kleine Quallen die Schwimmbahn. Es pikst. „Die tun nichts“, beruhigt Jus gelassen. Er bleibt lieber im Boot. Dann eine Überraschung: Ganz unten am Meeresgrund stehen und liegen sie, eng umschlungen, die Unterwasser-Pärchen. Jason deCaires Taylor lässt die Statuen seit 2017 vor Gili Meno im Kreis kuscheln. Sie sollen ein Echo des Kreislaufs des Lebens sein und daran erinnern, dass alle Menschen in irgendeiner Art und Weise miteinander verbunden sind. Und jetzt warten sie in vier Meter Tiefe auf Touristen, die vor den Gilis ins Wasser hüpfen. Hopp!

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