Mit einem Seufzen lässt sich Nikolaus Lanner junior auf eine Holzbank sinken. Er streckt seine Beine von sich und lässt sich die Nachmittagssonne ins Gesicht scheinen. Der junge Wanderführer ist im Lesachtal aufgewachsen und kennt den Brot- und Morendenwanderweg wie seine Westentasche. „Der Rundwanderweg ist zwar nur acht Kilometer lang, bei den vielen steilen Kurven der Strecke kommt man aber trotzdem ganz schön ins Schwitzen“, sagt Lanner und beobachtet, wie sich einige Kühe auf der Alm am nahe gelegenen Wassertrog erfrischen.

Hier bei der Jausenstation auf der Steineckenalm gehen die Uhren deutlich langsamer. Da nehmen sich die Wirtsleute Anna und Ferdinand Stadlober nicht nur Zeit für ihre Gäste, sondern auch für jede einzelne Pflanze. Schon fast kitschig wippen nämlich die buschigen roten Pelargonien auf den Fensterbänken der urigen Holzhackerhütte im Wind, während Ferdinand Stadlober eine Jausenplatte auf den Tisch stellt.

„Das Wort ,Morenden‘ heißt so viel wie Jausenzeit. Das Essen oder besser gesagt regionale Lebensmittel sind in der Region sowieso sehr wichtig“, sagt Lanner und greift nach einem Stück Bergkäse aus Bioheumilch. Auf der dreieinhalbstündigen Wanderung kommt man neben Hütten mit regionalen Spezialitäten auch an einem Bienenlehrpfad vorbei. „Für die Bienen wurde extra eine Wildblumenwiese angelegt. Lebensmittel, die wir selbst produzieren, stehen bei uns hoch im Kurs“, erklärt Lanner. Die Bienen legen dabei großen Arbeitseifer an den Tag, während sich die Region „Slow Food“ auf die Fahnen geheftet hat.

Zwei Vordenker in Sachen Slow Food sind Georg Lexer und Andrea Unterguggenberger. Am Peintnerhof in Liesing bauen der Präventivmediziner und die Biobäuerin traditionellen Lesachtaler Schlafmohn in naturbelassener Umgebung an. „Es geht um Bewusstseinsbildung. Es muss nicht jeden Tag alles zum Essen geben. Regionale und saisonale Lebensmittel, dahin müssen wir“, sagt Lexer und betont neben dem gustatorischen Faktor des Mohns auch seine beruhigende Wirkung als Heilpflanze. Mit der Mohnernte ist Lexer heuer aber nicht zufrieden. „Im Mai gab es 25 Zentimeter Schnee. Das hat unser Mohn nicht überstanden. Aber zum Glück haben wir noch Mohnkapseln vom Vorjahr“, sagt Lexer.

Insgesamt haben sich rund 30 Betriebe aus dem Lesach- und Gailtal der Slow-Food-Bewegung angeschlossen. Einer, der sich mit Haut und Haaren dieser Philosophie verschrieben hat, ist Thomas Matitz. Der Kötschacher Bäcker setzt nicht nur auf Natursauerteig und auf resches Brot nach alten Rezepten, sondern fährt auch einen Fiat Topolino aus dem Jahr 1954. „Mit meinem in die Jahre gekommenen Schätzchen liefere ich meine Brote aus – stilecht“, sagt der Bäcker.

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