Wir gehen einfach der Nase nach. Sie führt uns goldrichtig zum Stand der Gostilna Mihovec mitten im Gewirr der Marktstände, wo es verführerisch dampft und duftet. Mojca Mihovec, die blonden Haare zu Zöpfen geflochten, rührt mit hochroten Wangen in einer riesigen Pfanne, pfeffert, würzt und schüttet verschwenderisch Weißwein dazu. Ein guter aus dem Vipava-Tal muss es sein. Noch einmal kosten, dann schnalzt sie mit Kennermiene mit der Zunge. Dobro!

Wir halten ungeduldig unsere Teller hin und erhalten die großzügig bemessene Portion der hauchdünn geschnittenen Kalbsleber. Die Rebula von Guerila in schönen Gläsern mundet ausgezeichnet dazu. Wohlgemerkt, wir sind am Markt.

Am Platz neben dem großen Marktgelände von Ljubljana gibt es immer freitags bis Ende Oktober ab 10 Uhr die Gelegenheit, sich an einfachen Marktständen durch die verschiedenen Küchen slowenischer Restaurants und Gasthäuser zu kosten. Dazu kommt man mit Spitzenköchen in Kontakt und kann besondere Weine testen. „Odprta kuhna“ (offene Küche) heißt das wunderbare, kalorienreiche Event nahe den „Drei Brücken“.

Rund 50 Gaststätten, Weingüter, Grillereien und Verkaufsstände reihen sich aneinander. An einem Ende werden Kartoffeln mit Zwiebel knusprig geröstet oder argentinisches Beef auf den Punkt gegrillt, am anderen Ende brutzeln Kalamari oder Raznici. Bei „Pri Mari“ (aus Kamnik) blubbern gefüllte Paprika in einer Tomatensauce und schmoren Ripperln in einer großen Pfanne. Verführerisch duften die frisch gebackenen Hendlhaxen, die weggehen wie die „warmen Semmeln“. Dazu schenkt Wirtin Irene Malvasia aus.

Petar von der Gostilna Skubiju in Crna schöpft gefüllte Nudeln aus sprudelndem Wasser. Drei Sorten bietet er an: Kletzen-, Apfel- und Fleischnudeln. Petar ist ein Experimentierer und verteilt die Grammeln auch großzügig über süße Apfel- und Kletzennudeln. Nicht Zimt und Zucker? „Das ist ein Rezept, das meine Mutter in der Kochschule in Eggenberg bei Graz bei den Schulschwestern gelernt hat. Die Apfelnudeln mit Grumpi sind meine Idee“, erzählt Petar.

Beim Nachbarn kommen wir um eine original Krainer Wurst mit Buchweizenbrot nicht herum. Die muss einfach sein. Gut schmeckt sie, ohne den üblichen Räuchergeschmack einer heimischen Selchwurst. Dann schnappen wir uns einen Teller mit köstlichen, schön scharf gewürzten Miesmuscheln in Weinsauce, einen leicht lieblichen Muskat von Movia und tun es den vielen Menschen gleich, die auf Paletten, Mauern, Stufen sitzen, kosten, trinken und über das Essen diskutieren.

Wir schnuppern hier an einem Honiglikör, kosten dort ein Eis, beißen in eine mit Nüssen gut gefüllte Potica. Die auf Holzkohlen gegrillte Pljeskavica bewundern wir nur noch, die hoch aufgeschichteten Burger, die asiatischen, persischen, ägyptischen, thailändischen und chinesischen Gerichte beschnuppern wir. Sie sind Abbilder der gastronomischen Multikulti-Vielfalt der Stadt – die halbe Welt ist kulinarisch vertreten.
Bis 22 Uhr wird am Marktplatz gekocht, gegessen, getrunken und diskutiert. Die Preise sind erstaunlich moderat. Dennoch scheint jeder auf seine Rechnung zu kommen.

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