Einen empörten Aufschrei stießen die Neapolitaner aus, als der Friulaner Lorenzo Collovigh die Weltmeisterschaft im Pizzabacken in Parma gewann. Ja, sie wollten sogar auf Rückgabe des Titels klagen. Es war eine wahrlich niederschmetternde Niederlage der neapolitanischen Pizzabäcker, denn Collovigh war in der Disziplin der klassischen neapolitanischen Pizza siegreich.

Mit einer käselosen Marinara mit Tomatensauce, Knoblauch und Oregano, die als eine der Pizzen schlechthin gilt. 800 Teilnehmer aus 38 verschiedenen Ländern wollten bei den 28. Weltmeisterschaften gewinnen. Da gab es welche, die jonglierten mit drei ausgewalkten Pizzarohlingen, ohne dass die Form beeinträchtigt wurde, andere spielten mit zwei Pizzarohlingen DJ. Ein Wahnsinn, den man auf Youtube googeln kann.
Was bringt uns das in Südösterreich? Den amtlich weltbesten Pizzakurs gleich ums Eck!

In seiner 200 Quadratmeter großen, mit Zanolli-Spitzengeräten eingerichteten Pizzabackschule in Udine bietet der frischgebackene Weltmeister Kurse an. Einmal pro Monat lernen bei ihm professionelle, aber auch private Kochinteressierte das Einmaleins der Pizzaküche. Während Profis oder solche, die es werden wollen, nach einer Kurswoche mit einem Zertifikat als Pizzabäcker abschließen, das die Normen am Arbeitsmarkt erfüllt, gehen Laienköche nach einem Tag in der Großbackstube für ihren Haushaltsalltag gut vorbereitet wieder heim. Keinesfalls hungrig, das versteht sich von selbst.

Die halbe Welt ließ sich bereits unterrichten, so auch eine Koreanerin. „Sie sprach weder Italienisch noch Englisch oder Deutsch, das ich auch ein bisschen kann. Aber es ging auch so“, erinnert sich der Chef. In Italien ist das natürlich kein Hindernis. Italiener reden sowieso gerne mit den Händen.

Weltmeister Lorenzo Collovigh entwickelte einen eigenen Teig, der als Fertigteig in den Läden in den Verkauf ging
Weltmeister Lorenzo Collovigh entwickelte einen eigenen Teig, der als Fertigteig in den Läden in den Verkauf ging © KK

Wer dem Starpizzabäcker online über die Kochschürze schauen mag, findet auf Youtube diverse Beiträge. Aber vor allem geht es um eine geliebte und gelebte Tradition. Lorenzo Collovigh hat das Backen von seinen Vorfahren gelernt. Als Kind saß er schon mit seinem Großvater Gastone Lodolo zusammen und knetete Teig. Die Familie zählte im 19. Jahrhundert zu den bedeutendsten Bäckern in Udine.

Aber Collovigh wollte in seinen jungen Jahren etwas anderes. „Ich habe am Anfang sogar Pfannen verkauft“, sagt Collovigh. Nun ja. Hätte er das Geschirr gewaschen, wäre er heute vielleicht Millionär. Seine bodenständige Karriere begann bei einem renommierten Büro-Ausstatter. Nach zehn Jahren kündigte er, um vor 24 Jahren den Sprung in die Gastronomie zu wagen. Er begann mit einer Pizzeria, aus der zwischendurch sieben wurden. Nebenbei organisierte er Caterings für Veranstaltungen mit bis zu 800 Personen. Gleichzeitig entwickelte der Pizzafan einen eigenen Teig, der als Fertigteig in die Läden zum Verkauf ging.

Vor zehn Jahren eröffnete er ein Grillrestaurant in Lignano und gleichzeitig eine der ersten Pizzaschulen Italiens. Mittlerweile haben sich mehr als 2500 Schüler der Pizzabackschulung unterzogen. Collovigh lehrt zusätzlich bei verschiedenen Institutionen. In Mexiko und Algerien hat er mittlerweile die ersten italienischen Pizzaschulen im Ausland eröffnet. Und lehrt auch dort eines seiner größten Erfolgsrezepte: die Ruhezeit des Pizzateiges, die mit den Zutaten variiert.

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