Unser Frühling kommt in Wellen“, sagen die Wocheiner. „Er besucht uns mehrmals im Jahr.“ Manchmal bade er in der Sonne, manchmal verstecke er sich im Schnee und manchmal tanze er im Regen. „Unser Winter dauert 13 Monate“, heißt ein Sprichwort aus Wochein/Bohinj, wo „der Regen Junge bekommt“. Aber wenn er da ist, der Frühling, ist er märchenhaft mit seinen von Wildblumen übersäten Wiesen und Berghängen.

Im Mai und Juni wird Bohinj, was kein Ort ist, sondern ein Tal, das aus 24 Dörfern besteht, zum Dorado für Botaniker, die während des Alpenblumenfestivals aus zahlreichen Exkursionen und Workshops wählen können. Aufgrund der Lage zwischen alpiner und mediterraner Klimazone wachsen 1600 Pflanzenarten im Wocheiner Tal, darunter 42 von 84 Arten wilder Orchideen in Slowenien.

Stara Fuzina, zu Deutsch Althammer, dessen Name auf die Tradition der Eisenerzerzeugung hinweist, ist Ausgangspunkt für Wanderungen in die beeindruckende Mostnica-Schlucht mit dem 21 Meter hohen Wasserfall und ins Voje-Tal. Von dort aus gelang 1778 vier Bergsteigern die Erstbesteigung des Triglav.

Im Gletschertal mit seinen lichten Buchenwäldern, Nasswiesen, Weiden und naturbelassenen Tieflandwiesen kann man auch die Buckelwiesen bewundern, eine geomorphologische Sehenswürdigkeit, entstanden durch Verkarstung der Grundmoräne. Da die Wiesen nur im Frühherbst gemäht und nicht gedüngt werden dürfen, sind sie sehr bunt.

Neben Enzian und Anemonen kann man zahlreiche Orchideen bewundern, wie Knabenkrautgewächse, Waldvögelein oder die hellbraune Vogelnestorchis, die immer aussieht, als wäre sie verblüht. Knallgelbe Trollblumen tanzen im Grün neben weinroten Kartäuser- und rosa Kuckuckslichtnelken. Akeleien, Alpenkugelblumen, Krainer Kreuzblume, Seidelbast und das seltene Quirlblättrige Tausendblatt sind auch zu sehen, ebenso Natternkopf, Teufelskralle und verschiedene Glockenblumenarten. Die seltene orange Krainerlilie lässt noch auf sich warten.

Ein Biodiversität-Hotspot ist auch die Wiese rund um die Bregar-Hirtenhütte auf der Goreljek-Alm, wohin Deutschlehrerin Vesna Arh die Gäste führt. Die Urgroßmutter ihres Gatten, Marija Arh, hat die Hütte jeden Sommer bewohnt, um Kühe zu hüten und Topfen zu machen. Heute sieht man noch offene Feuerstelle, Geschirr, Bett und Herrgottswinkel. Vesna Arh will die Hütte, die immaterielles Kulturerbe ist, an naturliebende Almurlauber vermieten.

Ursprünglich ist auch der Botanische Garten Goricca in Bohinjska Bistrica. Er wurde vor fünf Jahren geschaffen, indem man dort wild wachsende Pflanzen wie Schwalbenwurz oder Salomonsiegel markierte. 500 Gefäßpflanzen blühen auf den Wiesen von Bohinj, darunter die hoch gefährdete Sumpf-Gladiole und die Glanzorchis.

Angesichts der floralen Fülle glaubt man die Legende über die Namensgebung Bohinj, die besagt, dass Gott – hier „Boh“ genannt – den Wocheinern das schönste Fleckchen Erde geschenkt habe, das Gottesland.

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