Die Stille hat den Raum eingenommen. Nur wenige Schritte waren mit Schneeschuhen an den Füßen notwendig, um den Trubel der Pisten des norditalienischen Skigebiets Paganella im Trentino hinter sich zu lassen. Der Geist atmet aus, die innere Ruhe kehrt ein. Durchschnitten wird das wintersportliche Mantra nur vom eigenen schweren Atem und den Ausführungen von Tourenguide Claudio Kerschbaumer. Dieser hat das drei Kilometer entfernte und 345 Meter weiter oben gelegene Ziel, die Cima Canfedin auf 2113 Höhenmetern, dabei stets im Blick. Konzentriert und mit sicheren Schritten zieht er eine Spur in die tiefwinterliche Landschaft.

Die achtköpfige Gruppe, die ihm folgt, hat indes nur Augen für die Umgebung: Wohin sich der Blick auch wendet, er bleibt an den imposanten, schroffen Zügen der Brenta-Dolomiten hängen. Was für ein italienisches Freilichtmuseum! „Unser Wohnzimmer“, nennt das Kerschbaumer. Der ausblickverwöhnte Österreicher sagt schlicht „Wahnsinn“ dazu.

Zu überzeugen weiß auch das restliche Winterpaket der Region, die etwas im Schatten der bekannten Südtiroler Skiressorts liegt. Neben Skitouren und Fahrten mit der Pistenraupe durch den Nationalpark Adamello Brenta kommen vor allem Skifahrer und Snowboarder auf ihre Kosten. Hier, zwischen Madonna di Campiglio und dem Val di Fassa, locken Hänge, die Carving-Hedonisten mit der Zunge oder besser gesagt mit den Brettern schnalzen lassen. „Wer in Paganella Skifahren erlernt hat, kann überall fahren“, sagt Giulia. Sie muss es ja wissen: Die 56-jährige Skilehrerin war Rennfahrerin im Europacup.

Egal ob auf der Piste oder bei einer zünftigen Jause: Der Genussfaktor wird im gesamten Skigebiet groß- geschrieben
Egal ob auf der Piste oder bei einer zünftigen Jause: Der Genussfaktor wird im gesamten Skigebiet groß- geschrieben © Trentino Marketing

Im „kompakten“ Wintersportareal kennt sie jeden Kilometer, immerhin sind das satte 50. „Bei uns haben gute Fahrer gleich viel Spaß wie Familien“, versichert sie. Eine Abfahrt vermischt sich dabei meist mit einem kleinen Naturschauspiel: Wer Glück hat, kann an schönen Tagen einen glasklaren Blick von der auf 2125 Meter Höhe gelegenen Bergstation auf den nahen Gardasee erhaschen oder wird gen Tal vom warmen Licht der gleißenden Sonne begleitet. Ach, Bella Italia!

Und weil so viel Winteridylle hungrig machen kann, locken Hütten entlang der Pisten mit italienischer Gastfreundlichkeit in die warmen Stuben. Dem Gast werden etwa im Rifugio La Roda herzhafte Pasta oder gar Austern aufgetischt. Wer dem Ruf des Nachtskifahrens erliegt, kann sich zwischendurch im Refugio Dossan mit einem traditionellen Fiorentina-Steak, einem schmackhaften Italo-Craftbier und einem ausgiebigen Tiramisu von Küchenchef Simone stärken. Einmal satt, ist der Hunger auf Winter in den Dolomiten schnell wieder da.