Es sollte Uhren geben, die nur weitergehen, wenn die Zeit, die du lebst, sich lohnt“, sagte Urs Widmer einmal. Und die Worte des viel zu früh verstorbenen Poeten erwachen auf zauberhafte Weise zu neuem Leben, wenn man sich auf Spurensuche begibt, wo er geboren und aufgewachsen ist: in Basel.

In Basel verfliegen die erfüllten Minuten förmlich. Derzeit verlaufen sich einige von ihnen zwischen Glühweinständen oder sie verheddern sich zwischen Tannenzweigen. Andere gehen im Lichtermeer unter. Denn die Kulturhauptstadt der Schweiz setzt vor Weihnachten auf das Motto „Adventsgässle“.

Einer der zwei Weihnachtsmärkte der Altstadt lockt Einheimische und Gäste auf den „Barfi“, den Barfüsser Platz. Seinen Namen hat er, da dort der Bettelorden der Franziskaner, die man „Barfüßer“ nannte, ab 1256 ein Kloster hatte.

Wo sie einst froren, wärmt jetzt der Glühwein. Dort gibt es Kunsthandwerk neben Kitsch und auch Schweizer Messer zu kaufen. Wir sind aber vor allem scharf darauf, etwas von der Stadt zu sehen, ehe wir dem Zauber des Zimts erliegen.

Wir spazieren durch die engen Gässchen des Spalenbergs, in denen Handwerker ihre zünftigen Läden haben, wo Bücherliebhaber erlesene Antiquariate finden und Technik-Freaks futuristischen Schnickschnack. Traditionelle Lokale gibt es dort, aber auch die „Schluggstube“ vis-à-vis einer Wand, auf denen Pop- und Rockstars in lauten Farben verewigt wurden.

Apropos ewig: Schon nach ein paar Schritten gehen wir wieder Weihnachten in die Falle: Johann Wanner hat in der Altstadt von Basel sein Geschäft, in dem es – das ganze Jahr über – alles gibt, das irgendwie auch nur entfernt mit dem Fest zu tun haben könnte. Der 78-Jährige gilt längst weltweit als Weihnachtsexperte. Er hat einst den Christbaum im Vatikan dekoriert und im Auftrag von Hillary Clinton, damals Frist Lady, den National Christmas Tree des Weißen Hauses in Washington.

Wir nehmen trotzdem immer noch Abstand von Lametta, Kugeln & Co. – und stolpern in die nächste Falle: Das Läckerli Huus wirft sich uns in den Weg. Lebkuchen vom Feinsten gibt es dort und andere „Diätkost“: „Liechtdääfeli“ zum Beispiel, karamellisierten Würfelzucker. Dann lauert ganz in der Nähe auch Läderach mit schier unbeschreiblicher Schokolade ...!!!

Das große Buch

Wir widerstehen der süßen Versuchung und nehmen als Nächstes den Marktplatz ins Visier. Dort steht ein riesengroßer Weihnachtsbaum, dem es allerdings nicht gelingt, dem imposanten roten Rathaus die Show zu stehlen. Auch im Innenhof des Sandsteinbaus steht ein großer Christbaum. Dort liegt aber vor allem auch ein großes Buch. „Da schreiben die Bürger hinein, was sie sich von den Politikern wünschen“, sagt Sandra von Basel-Tourismus.

Während wir noch über die Erfolgsaussicht witzeln, geht es weiter. Zur Abwechslung wieder bergauf, durchs Martinsgässle in Richtung Münsterhügel. An einem der rund 100 öffentlichen (Trinkwasser-)Brunnen von Basel machen wir Halt. Ein Basilisk grinst uns an und wir erfahren, wie gefährlich das gekrönte Mischwesen aus Schlange und Hahn der Legende nach sein kann. Kleiner Tipp: Sieht einen so ein Untier an, so halte man ihm einen Spiegel vor und es erstarrt sofort zu Stein.

Eiskalte Versuchung

Wir sind indes fast zu Eis erstarrt. Den Blick vom Münsterberg auf die Stadt lassen wir uns aber nicht entgehen. Auf die Mittelbrücke sieht man, auf den Rhein und das Häusermeer, aus dem die Türme der Pharmakonzerne Hoffmann-La Roche und Novartis aufragen. Auf die Fähre, die nach Bedarf verkehrt.

Einiges von dem, was es über das Baseler Münster zu lernen gibt, erfahren wir im Kreuzgang und im Innenraum der Kirche, die, wie das Rathaus, aus Sandstein errichtet ist, in der Erasmus von Rotterdam, aber auch Anna von Habsburg und ihr Sohn Karl begraben sind.
Für den Aufstieg auf einen der Türme des Münsters ist es inzwischen leider zu spät geworden. Schade. Der Ausblick soll atemberaubend sein.