Wer niemals die "Ilias" des griechischen Dichters Homer gelesen hat, dürfte sich zumindest seit dem Hollywood-Streifen "Troja" an den mythischen Kampf zwischen Griechen und Trojanern erinnern. Mit gezogenem Schwert führt Brad Pitt als Kriegsheld Achilles den Angriff auf Troja an, die legendäre Stadt in Kleinasien. Doch die Schlachten am Strand und vor den Stadtmauern ließ Regisseur Wolfgang Petersen nicht in der Türkei drehen, sondern am Golden Bay und anderen Stränden wie der Blue Lagoon auf Malta.

Wolfgang Petersen ist nicht der einzige Regisseur, der die Bilder für seine Filme auf Malta einfing. Seit Jahren schon ist die kleine Inselgruppe zwischen Sizilien und Nordafrika ein beliebter Drehplatz großer Hollywood-Produktionen. Das liegt daran, dass die Inselregierung mit günstigen Drehgebühren lockt, aber auch an der wildromantischen Natur. Die schroffe, felsige Küste und das azurblaue Meer scheinen sich seit Homers Zeiten kaum verändert zu haben.

Malta und die Nachbarinseln Gozo und Comino dienten als Schauplätze für Blockbuster wie "Alexander der Große", "München" oder der "Graf von Monte Christo" mit Gerard Depardieu. Im vergangenen Jahr drehte Veronica Ferres hier "Marco W.", der die Inhaftierung des deutschen Jugendlichen in einem türkischen Gefängnis erzählt.

Brad Pitt in "Troja"

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"Dort drüben auf der anderen Seite haben sie die Szenen gedreht, in der Troja in Schutt und Asche gelegt wird", sagt David und zeigt von den hoch gelegenen Upper Barracca Gardens auf die andere Seite des Hafenbeckens der Hauptstadt Valletta. "Natürlich konnte man von hier aus nicht sehen, wie Brad Pitt aus dem Trojanischen Pferd steigt. Doch der Rauch der Kampfszenen war deutlich zu erkennen", versichert der 70-jährige Rentner, der fast jeden Tag von der Parkanlage aus die fantastische Aussicht auf den Hafen genießt.

Mit "dort drüben" meint David die Filmstudios im Fort Ricasoli in Vittoriosa. Auf der nördlichsten von drei Landfingern hat nicht nur Brad Pitt das Schwert gezückt. Russell Crowe kämpfte hier im Oscar-gekrönten Streifen "Gladiator" als Maximus um sein Leben. Die italienisch anmutenden Gassen Vittoriosas dienten im 16. Jahrhundert vor der Erbauung Vallettas den Johanniter-Rittern vom Malteser-Orden als Basis - und Tom Hanks als Fassade, vor der er im "Da Vinci Code" geheimnisvolle Verschwörer verfolgt.

Wie Vittoriosa wurden in der Vergangenheit auch Valletta und Maltas alte Hauptstadt Mdina mit ihren schmalen Gassen immer wieder als Filmset genutzt. Valletta ist die älteste auf dem Reißbrett geplante Stadt Europas, die Anzahl ihrer kulturhistorischen Gebäude ist überwältigend. Die trutzigen Festungsanlagen sowie die denkmalgeschützten Paläste und Kirchen verdankt Maltas 1566 gegründete Hauptstadt vor allem den Johannitern.