Eine gemütliche Rast bei einer Wanderung: Zur Stärkung eine Banane – die Schale wird, weil ja „Biomüll“, weggeworfen. Gegen den Durst ein Energydrink – die Dose wird zusammengefaltet und unter einen Stein gesteckt. Für den Genuss eine Zigarette – der Filterstummel wird mit dem Schuh in den Almboden gestampft. Zur Erleichterung ein kurzer Abstecher hinter einen Baum – das als Klopapier-Ersatz verwendete Taschentuch bleibt zurück.

Für die Umwelt ein „Worst Case-Szenario“, dessen Spuren und Spätfolgen teilweise noch halbe Ewigkeiten später auffindbar sein werden. Den „Tätern“ ist die Dimension dieser negativen Nachhaltigkeit vielfach nicht bewusst. Dem Alpenverein und den Naturfreunden schon. In regelmäßigen Abständen starten sie Kampagnen und Aktionen zur Bewusstseinsbildung.

So haben die Naturfreunde in Kärnten Anfang des Sommers eigene „Zrucksackerl fürs Rucksackerl“ verteilt. In ihnen soll alles landen, was an Abfall bei einer Wanderung anfällt. Die wasserdichten Mülltaschen können nach dem Gebrauch einfach ausgewaschen, getrocknet, kleinformatig zusammengelegt und wieder im Rucksack verstaut werden. „Wir führen bereits Gespräche über eine Verlängerung der Aktion im Herbst“, ist Naturfreunde-Geschäftsführer Klaus Bayer nach der Verteilung von 5000 Mülltaschen zufrieden.

Gerade in den vergangenen Corona-Sommern habe sich das Müllproblem auf populären Wanderrouten verschärft. Einerseits, weil durch die Reisebeschränkungen mehr Menschen auf die Berge auswichen, andererseits weil dort aber die Hütteninfrastruktur geschlossen bleiben musste, berichtet Bayer. Im heurigen Sommer habe sich die Situation etwas entspannt, verschwunden ist sie aber nicht.

Norbert Hafner, Vorsitzender des Alpenvereins in der Steiermark, sieht die größten Problemzonen eher an und rund um Parkplätze, die an den Einstiegen zu beliebten Touren liegen. Entlang der Routen selbst will er sogar eine Verbesserung festgestellt haben: „Die leere Konservendose, die man früher regelmäßig gefunden und als ,normal’ empfunden hat, gibt es jetzt nicht mehr.“

Die Verrottungszeiten der heute üblichen Versorgungsbausteine einer Wandertour sind aber nicht minder besorgniserregend. Allein ein Kaugummi oder ein Papiertaschentuch brauchen bis zu fünf Jahre, Feuchttücher deutlich länger. Bei Plastikflaschen, Aludosen oder gar Glasflaschen erreicht man Zeitrahmen, die in die Jahrhunderte bis Jahrtausende gehen. „Abfälle sind noch hier, auch wenn Du schon lange fort bist“, fasst der Alpenverein das Dilemma in seiner Kampagne treffend zusammen.

Eine Bewusstseinsbildung für den selbstständigen Abtransport des Mitgebrachten sei jedenfalls stetig notwendig, betont Hafner. Ansonsten verlagere sich das „Alpen-Littering“-Problem zum Teil auf die Hütten, wo man seinen Müll zwar abseits der freien Natur loswerden kann, er von dort aber dann mit aufwendiger Logistik ins Tal zur Entsorgung gebracht werden muss. Er hoffe, ergänzt Bayer, „dass sich der Mensch seiner Verantwortung bewusst wird“. Eine Verantwortung, die nicht auf den Gipfeln und Tallandschaften endet, sondern auch entlang von Straßen gilt, wo Müllentsorgung häufig durchs Autofenster passiert.