Mit numerischen Höhenflügen kann Barcelonas Südwesten mittlerweile gut umgehen. Schon im vergangenen Jahr versammelten sich auf dem riesigen Areal der „Fira Gran Via“ Ende Februar knapp 100.000 Besucher und mehr als 2400 Aussteller. Dem Wachstum streng verpflichtet, prognostizieren die Veranstalter der weltgrößten Mobilfunkmesse Mobile World Congress (MWC) heuer bis Donnerstag 110.000 Gäste.

Eher seitwärts bewegt sich dafür die Branche als großes Ganzes. Der globale Markt für Smartphones stagniert, in Europa etwa wurden 2018 sogar weniger Geräte verkauft als im Jahr davor. Vielerorts schellt die Behaltedauer der Handys in die Höhe, zwölf Jahre nach dem Ur-iPhone fällt das lange lohnende Spiel mit dem Aha-Effekt für die Geräteproduzenten zunehmend schwerer.

Diese versuchen, anhand neuer Technologien Anreize zu setzen. So präsentierte Samsung bereits ein paar Tage vor dem Start des MWC mit dem Galaxy Fold das erste faltbare Serienmodell aus eigenem Hause. Dass das Gerät noch kaum jemand in Händen halten konnte, sorgt aber ebenso für Stirnrunzelen wie der verlautbarte Preis. In Europa soll das Gerät ab Mai erhältlich sein und 2000 Euro kosten.

Richard Yu mit dem Huawei Mate X
Richard Yu mit dem Huawei Mate X © AP

In die biegsame Technologie – und dadurch auf höhere Verkaufspreise – vertrauen dennoch auch andere. Schon gestern, am inoffiziellen Eröffnungstag der Messe, legte Huawei los und zeigte das faltbare Mate X. Die offizielle Preislatte setzt man bei 2299 Euro an – und damit noch einmal höher als Samsung. Am Mobile World Congress steht Huawei, der Wachstumskaiser des letzten Smartphone-Jahres, diesmal in besonders grellem Scheinwerferlicht. Die USA verdächtigen den Konzern der Industriespionage, einige Länder überlegen, Chinas Nummer eins vom Ausbau neuer Netzinfrastruktur auszuschließen.

Nokia und die sechs Kameras

In Barcelona, ein sonniger Frühling hat sich dieser Tage über die katalanische Stadt gelegt, versuchten sich indes auch Microsoft, LG oder Nokia als frühe Vögel. Ein erstes optisches Ausrufezeichen setzte dabei der finnische Konzern mit dem Nokia 9 PureView, bei dem auf der Rückseite gleich fünf Zeiss-Kameras verbaut wurden. Ja, außergewöhnlich muss das Smartphone dieser Tage sein.

Regelrechte Wunderdinge wird man sich in Barcelona heuer auch wieder über den kommenden Mobilfunkstandard 5G erzählen. Dieser soll nicht nur selbstfahrende Autos – technisch – salonfähig machen, sondern auch Datenübertragungen auf ein noch nie erreichtes Niveau heben. Da 5G zwar noch kaum jemand verwendet, es die technikverliebte Branche aber trotzdem schon langweilt, wird in Barcelona übrigens auch erstmals über 6G gesprochen. Verantwortlich dafür zeichnet die finnische Universität Oulu, die gar das „weltweit erste 6G-Produkt“ zeigen will.

Weitere Themenfelder am MWC? Künstliche Intelligenz in allen Facetten, der vernetzte Haushalt – und weil in Barcelona stets ein Ringen um Vertrauen ins digitale Ökosystem stattfindet, wird auch dem Thema Cybersicherheit wieder gehörig Platz eingeräumt.