Ich bin gerade in Italien, fass dich bitte kurz“, so oder so ähnlich verliefen Urlaubstelefonate über viele Jahre. Mit der Entwicklung des mobilen Internets gab es immer wieder böse Nach-Urlaubsüberraschungen, weil das Datenroaming nicht deaktiviert war. Seit einem Jahr ist das nun Vergangenheit. Und bereits wenige Tage nach dem Ende der unbeliebten Auslandsgebühren wurde das Prestige-Projekt der EU, „Roam like at home“, von Urlaubern eifrig genutzt, wie die Daten des Telekomregulators RTR zeigen. Zwischen Juli und September 2017 haben österreichische Urlauber mehr als dreimal so viele mobile Daten im Ausland genutzt als im Jahr zuvor und im Schnitt monatlich 189,1 Megabyte Datenvolumen verbraucht. Fünf Jahre zuvor hätte das übrigens noch über 132 Euro gekostet.

Doch nicht nur beim Surfen im Urlaubsland sind die Österreicher nun freizügiger, es wird auch mehr telefoniert. Die Zahl der Roaming-Minuten ist von 88 auf 139,5 Millionen gestiegen. Lediglich bei den SMS gab es einen Rückgang von fünf Prozent. „Die Kunden greifen hier wohl lieber auf Messengerdienste zurück“, erklärt RTR-Geschäftsführer Johannes Gungl.

Wo noch immer Zusatzkosten anfallen

Spannend: Im Winter konnten auch die Roaming-SMS deutlich zulegen. So wurden zwischen Jänner und März 2017, vor dem Roaming-Aus, 11,8 Millionen SMS im EU-Ausland versendet. Anfang des heurigen Jahres waren es 20,9 Millionen SMS, ein Plus von 77 Prozent.

Wer sich nun schon auf das exzessive Surfen im Urlaub freut, sollte nicht vergessen, dass das Roaming-Ende nur in der EU, Norwegen, Island und Liechtenstein gilt. Sowohl in der Schweiz als auch auf Kreuzfahrtschiffen fallen Auslandsgebühren an. Und Fußballfans, aufgepasst: Wer sich eines der WM-Spiele in Russland ansehen will, sollte sein Handy ausschalten. Denn Russland ist in der teuersten Roaming-Kategorie. Wie viel verlangt wird, hängt vom Anbieter ab. Zwischen 15 und 20 Euro kostet ein Megabyte. Ein WhatsApp-Foto aus dem Stadion kann sehr teuer werden.

Übrigens: Das Roaming-Aus betrifft nur Telefonate aus dem EU-Ausland ins Heimatland. Umgekehrt, also beispielsweise von Österreich nach Deutschland, fallen noch immer Zusatzkosten an.

Auslandstarife werden gedeckelt, aber nicht abgeschafft

Im Zusammenhang mit den bestehenden Auslandsgebühren wurde die große „Revolution“ zuletzt ja abgesagt. Wie berichtet, hatte sich das EU-Parlament – wie beim Roaming – für einen gänzlichen Wegfall ausgesprochen. Die EU-Staaten – die häufig Eigentümer oder, wie in Österreich, zumindest Miteigentümer der nationalen Telekom-Gesellschaften sind – waren indes dagegen. Also musste ein Kompromiss her. Und der sieht so aus: Ab Mai 2019 sollen Auslandstelefonate nur noch maximal 19 Cent pro Minute kosten (exklusive Mehrwertsteuer). Bei SMS liegt die Tarifobergrenze bei 0,06 Euro. Zum Vergleich: Derzeit variieren die Kosten für die betroffenen Auslandstelefonate in den verschiedenen EU-Staaten zwischen 0,05 Cent und 0,8 Cent pro Minute.

Immer mehr Anbieter schränken Roamingdienste ein

Für die nahende Sommerreisezeit rät die Arbeiterkammer trotz Roaming-Aus Konsumenten dringend dazu, sich zu informieren, ob der eigene Vertrag bzw. Tarif Roamingdienste enthält oder nicht. Denn immer mehr Anbieter schränken ihre Roamingdienste ein oder schließen sie bei einzelnen aktuellen Tarifen sogar aus – „das gilt vor allem für Wertkarten“, so die AK. Demnach gebe es laut einer aktuellen Erhebung bei 29 von 194 angebotenen Handytarifen (15 Prozent) Einschränkungen beim Roaming, bei 17 davon sei Datenroaming ausgeschlossen gewesen; bei 12 Tarifen konnte man bei Auslandsurlauben gar nicht mehr telefonieren, SMS verschicken oder surfen. Uneingeschränkt möglich ist Roaming der AK-Auswertung zufolge bei 165 Tarifen.