Wildkräuter spielen in Ihrem Leben eine riesige Rolle. Was fasziniert Sie so an ihnen?
ROSWITHA FAUSTER: Wildkräuter sind einfach wunderbar. Sie erden mich. Beim täglichen Sammeln kann ich dem Alltag entfliehen und in eine entschleunigte Welt eintauchen. Man braucht einen achtsamen Blick auf die kleinen Dinge, um Wildkräuter in ihrer Schönheit wahrzunehmen. Sie sind einfach da – meist unscheinbar und unauffällig. Sie sind wild, frei und ungezwungen, ohne Ansprüche und vor allem ohne Zutun von uns Menschen. Das ist das Faszinierende an den Wildkräutern.
Haben Sie das Gefühl, dass Wildkräuter gerade angesagt sind?
Ich freue mich immer, wenn ich beim Essengehen in Restaurants Wildkräuter am Teller finde. Ich habe schon das Gefühl, dass sie mehr und mehr zum Foodtrend werden.
Welche Vorkenntnisse sollte man haben, wenn man selbst loszieht, um welche zu sammeln und damit zu kochen?
Dieser Schuss könnte nach hinten losgehen, denn einige Pflanzen haben giftige Doppelgänger. Zum eigenen Schutz sollte man niemals Pflanzen sammeln, die man nicht zu 100 Prozent bestimmen kann. Wildkräuter stecken voller Kraft, die wir nutzen können, die uns aber auch schaden kann. Ausreichende Pflanzenkenntnis und die Verwendung von Pflanzenbestimmungsbüchern sind hilfreich. Am besten, man besucht einen Kurs bei einem Kräuterpädagogen, denn da lernt man die Pflanzen mit allen Sinnen kennen: Sehen, Riechen und zum Schluss Schmecken.

Die Natur übertrifft sich ja gerade selbst und der Speiseplan könnte im Monat Mai fast nur aus Wildpflanzen bestehen. Was wäre spontan ein Tipp für ein leichtes, gesundes Wildkräutergericht, für das man beinahe alles selbst sammeln kann?
Ja, das stimmt. Wir richten unseren Speiseplan auch am liebsten nach dem Angebot am Hof und der regionalen Gemüsevielfalt. Ein superleichtes Gericht, das der ganzen Familie schmeckt, ist die „Wilde Pestopasta“. Für dieses Gericht braucht man Nudeln und ein selbst gemachtes Pesto aus Knoblauch, Öl, Salz, Pfeffer und Wildkräutern der Wahl. Wir lieben die Brennnessel, den Gundermann und die Schafgarbe in unserem wilden Wiesenpesto. Knoblauch und Kräuter werden in der Küchenmaschine fein gehackt, wer möchte, kann noch geriebene Nüsse und Hartkäse dazugeben. Dann mit Öl aufgießen, bis eine cremige Konsistenz entsteht. Mit Salz und Pfeffer würzen. Das Pesto in saubere Gläser füllen, mit einer Ölschicht bedecken, fest verschließen und im Kühlschrank aufbewahren. Wenn es mal schnell gehen soll, dann koche dir Nudeln deiner Wahl und genieße sie mit dem wilden Wiesenpesto. Wir lieben dieses Gericht.

Was braucht man so, wenn man Kräuter sammeln möchte? Was sollte man mitnehmen?
Wenn man auf wilde Kräuterjagd geht, dann braucht man ein Gefäß für die Beute. Wir haben immer und überall ein Stoffsackerl dabei. Ein Körbchen ist optimal, denn da werden die Kräuter nicht so zusammengedrückt. Für manche Kräuter empfiehlt es sich, eine Schere oder ein Messer zu verwenden – zum Beispiel beim Sammeln der Schafgarbe. Auch an der Brennnessel haben sich manche schon die Finger verbrannt – wenn man nicht richtig mit ihr umzugehen weiß. Da kann man sich notfalls auch mit Handschuhen schützen.

Kann man denn eigentlich überall Wildkräuter sammeln? Oder gibt es Gegenden, in denen man besser nicht zugreifen sollte?
Wir sammeln unsere Kräuter ausschließlich auf unseren eigenen Wiesen und Wäldern am Hof. Uns ist es immer wichtig zu betonen, dass ausreichende Pflanzenkenntnis und der richtige Sammelort das Wichtigste am Wildsammeln sind. Zuerst einmal gilt es abzuklären, wem die Wiese gehört, und ob man dort überhaupt Pflanzen sammeln darf. Diese Wiese sollte unbehandelt, weit weg vom Straßen- und Touristenverkehr sein. Optimal wäre es natürlich, wenn man selbst ein „Wildes Eck“ zu Hause hat und sich die Zeit nimmt, zu beobachten, welche Vielfalt da übers Jahr herrscht. Es ist wichtig, nur so viele Pflanzenteile zu nehmen, wie man tatsächlich braucht. Man sollte immer genügend Pflanzen einer Art stehen lassen, sodass sie die Möglichkeit haben, sich weiter zu vermehren, damit die Wildkräuterbestände langfristig erhalten bleiben.