Für Genießer ist der Herbst eine zauberhafte Zeit. Wenn sich die Nebel langsam lichten, fängt sich die Sonne in den Blättern und nimmt im Laufe des Tages noch Fahrt auf. Glücklich, wer jetzt entspannt in einer Buschenschank sitzt und eine herzhafte Brettljause vor sich hat.

Ein Buschenschankbesuch ist immer eine kleine Auszeit vom Alltag oder schlicht „eine Belohnung“, wie Erich Polz es nennt. Wenn er sich wie jetzt nach einer arbeitsreichen Woche – die Lese ist in vollem Gang – zu einer Brettljause setzt, geht ihm das Herz auf. Doch welchen Wein wählt ein Spitzenwinzer zu einer klassischen Brettljause? „Einen leichten, unkomplizierten, frischen, duftenden Wein – einen Muskateller, Welschriesling, Sauvignon blanc – einen typischen Wein, der von Klima und Boden der Region in geprägt ist.“

Qualität im Glas

Der Doppler Weiß ist längst Geschichte. Heute sind auch die Einstiegsweine von hervorragender Qualität. In den letzten drei Jahrzehnten feilt man in der Steiermark stetig daran.
Schon 1979 „hat die Mama eine Buschenschank betrieben“, erzählt Erich Polz. „Ich bin mit einer guten, ehrlichen Hausmannskost aufgewachsen.“

Es duftete nach Buchteln und frisch gebackenem Brot, das die Gäste mit selbst gemachter Leberpastete bestrichen. Mit den Weinen verfeinerten sich über die Jahre auch die Speisenideen und man ergänzte die Klassiker um weitere Köstlichkeiten wie Zweigeltsenf, Lavendelhonig oder Kirschenchutney.

Gemütlicher Tagesausklang in der Polz Buschenschank
Gemütlicher Tagesausklang in der Polz Buschenschank © Polz

Rund ums Wollschwein

Auch im Vulkanland wird getüftelt. Schon bevor Stefan Krispel als damals jüngster Weinbaumeister 2007 in den Familienbetrieb einstieg, drehte sich hier alles um das Wollschwein. Die jüngsten Ergebnisse intensiven zusammen Denkens am Mittagstisch zergehen auf der Zunge – etwa Sushi mit SteirerReis und Wollschweinschinken gewickelt in hauchdünnen Neusetzer Rückenspeck.

Im Fasskeller: Stefan Krispel
Im Fasskeller: Stefan Krispel © (c) JEAN VAN LUELIK PHOTOGRAPHER

Zum Speck darf es dann auch ein kräftigerer Gebietswein sein. „Ein guter Buschenschanker weiß, wie er das Trinkerlebnis nach dem leichten Einstieg steigern kann“, betont Polz und empfiehlt zum Verhackert oder Geselchten einen reifen Chardonnay, Krispel zum Wollschweinspeck einen Grauburgunder aus dem großen Holzfass.

Familienbande: Erich, Christoph und Walter Polz
Familienbande: Erich, Christoph und Walter Polz © Anni Putz

Tuffgestein oder Muschelkalk?

Die Böden verleihen den Weinen jeder Region das gewisse Etwas. „Je karger der Boden, desto karger der Wein“, bringt es Stefan Krispel auf den Punkt. Deshalb präsentieren sich Weine von Rebstöcken seiner Lagen im Vulkanland, die ihre Wurzeln erst in Rotlehm und dann in Basaltgestein schlagen, auch elegant und mineralisch schlank.

Buschenschank, innovativ: Steirisches Sushi mit Neusetzer Speck in der Buschenschank Krispel
Buschenschank, innovativ: Steirisches Sushi mit Neusetzer Speck in der Buschenschank Krispel © (c) Jean Van Luelik Photographer

In der Südsteiermark gedeihen sie auf Muschelkalk, Sandstein, Schotter, Schiefer oder Opok und lassen sich dementsprechend unterschiedlich erleben. Diese Vielfalt gilt es zu entdecken. Was allen gemein ist: Bei einem Buschenschankbesuch konsumiert man zu 100 Prozent Region. Und die Entspannung wird mitserviert.