Welchen Einfluss hatte die Pandemie mit ihren Lockdowns auf das Computerspielen?
JOHANNA PIRKER: Explizit für Österreich gibt es noch keine Daten dazu, aber weltweit haben wir gesehen, dass während der Pandemie viel mehr gespielt wurde. Das wird auch in Österreich nicht anders sein. Es gab ja sogar eine Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO, dass die Menschen im Lockdown zu Computerspielen greifen sollen – unter #PlayApartTogether. Damit die Menschen zuhause bleiben, aber dennoch (virtuellen) Kontakt mit ihren Freunden halten können.

Sind Videospiele also eine ideale Beschäftigung, wenn man nicht raus kann?
Es kann eine sehr gute Idee sein, ja. In einer Studie der Universität Oxford aus dem Vorjahr kamen Forscher zu dem Ergebnis, dass Computerspielen der psychischen Gesundheit und dem eigenen Wohlbefinden sehr zuträglich sein kann. Gerade wenn man unter der sozialen Isolation während der Lockdowns leidet, kann das gemeinsam Spielen und Sprechen mit Freunden im Netz eine wertvolle Ergänzung darstellen.

Wie viele Menschen in Österreich nutzen Computerspiele?
Die aktuellsten Zahlen stammen aus dem Jahr 2019. Demnach spielen 5,3 Millionen Menschen in Österreich regelmäßig – der Großteil am Handy, aber auch an Konsolen und PCs. Der durchschnittliche Spieler ist heute Mitte 30, Männer und Frauen halten sich dabei die Waage. 2017 waren es noch eine halbe Million weniger. Es ist also davon auszugehen, dass gerade im Pandemie-Jahr 2020 nochmal deutlich mehr Menschen dazugekommen sind.

Gaming ist also längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Wie sieht es mit den Risiken aus? Mit gewalttätigen Inhalten und Suchtpotenzialen?
Mit Videospielen ist es nicht anders als mit anderen Medien. Es gibt ja nicht nur Horrorfilme und wenn ich den ganzen Tag vor dem TV sitze, tut mir das auch nicht gut.

Aber Gewalt ist schon Teil vieler Spiele.
Es gibt mittlerweile sehr viele gewaltfreie Alternativen, darunter etwa das Spiel "Animal Crossing", dass seit der Pandemie auch für virtuelle Treffen genutzt wird, für Dates, ja sogar für Konferenzen. Denn bei normalen Video-Konferenzen sieht und hört man sich, aber dennoch ist man räumlich getrennt. Auch hier können Games nützlich sein, um die Qualität des Zusammenseins trotz Distanz zu erhöhen.

Bleibt noch die finanzielle Hürde.
Das kommt darauf an. Natürlich kosten Konsolen oder PCs teilweise viel Geld, aber was zum Beispiel beliebte Spiele in den vergangenen Monaten betrifft, so waren auch viele günstige dabei, die oft nur wenige Euro kosten, wie "Among Us", oder überhaupt gratis sind, wie "League of Legends". Diese Spiele benötigen auch keine teure Hardware. Für das Mobiltelefon gibt es auch eine große Auswahl an günstigen oder kostenlosen Games.

Johanna Pirker lehrt an der TU Graz
Johanna Pirker lehrt an der TU Graz © (c) Matthias Rauch

Welche Rolle spielten E-Sports zuletzt?
Die Pandemie hat E-Sports noch populärer gemacht. Das hat sich schon zu Beginn im Vorjahr abgezeichnet. Wenn herkömmliche Sportveranstaltungen ausfallen, weichen Leute auf die digitalen Alternativen aus. Ein populäres Beispiel ist die Formel 1, die ihre Fahrer auch via Computerspiel gegen E-Sportler antreten ließ. Aber der Zulauf zu E-Sports ist seit Jahren ungebremst.

Gibt es Spiele, die Sie uns empfehlen möchten?
Sehr populär sind die bereits erwähnten "Animal Crossing" oder "Among Us", dazu "Fall Guys" oder der "Microsoft Flight Simulator", an dem auch das Grazer Studio "Bongfish" mitgewirkt hat. Das Angebot ist mittlerweile so breit, dass eigentlich für jeden Geschmack, jedes Alter und jedes Budget viele interessante Spiele verfügbar sind.