1. Wie kommt es zu Problemen mit den Hämorrhoiden?

Prinzipiell sollte man wissen: Jeder Mensch hat Hämorrhoiden. Sie sind ein Netzwerk von Blutgefäßen bzw. Schwellkörpern, das den Darm umgibt und uns dabei hilft, kontinent zu bleiben. „Blähungen zurückzuhalten, wäre allein durch Muskelkraft schwer möglich“, erklärt der Proktologe Johann Pfeifer von der Med Uni Graz. Die Schwellkörper füllen sich mit Blut, wenn etwas im Darm zurückgehalten werden soll. Geht man dann auf die Toilette, entspannt sich nicht nur der Schließmuskel, sondern fließt auch das Blut aus den Hämorrhoiden ab, damit der Weg frei ist. „Übt man jedoch schon frühzeitig Druck auf die Hämorrhoiden aus, werden diese verletzt“, sagt Pfeifer. Durch diese Verletzungen kommt es zu den typischen Blutungen nach dem Stuhlgang. Passiert das immer wieder, kommt es zu Vernarbungen, die Hämorrhoiden verlieren ihre Elastizität, und die Probleme können beginnen.

2. Ist die Hauptursache für Probleme somit ein „falsches Stuhlverhalten“?

„Es gibt verschiedene Ursachen“, sagt Pfeifer. Unser Bewegungsverhalten hat sich verändert, einen Großteil des Tages verbringen wir sitzend, dadurch lastet den ganzen Tag über ein größerer Druck auf den Hämorrhoiden. Auch die Ernährung spielt eine Rolle. Wer ballaststoffarm isst, neigt eher zu Verstopfung. „Wer verstopft ist, muss stärker pressen, und auch das kann zu Hämorrhoiden-Problemen führen“, sagt Pfeifer. Schließlich spielt der Stress des Alltags eben auch eine Rolle: Wer sich keine Zeit für den Stuhlgang nimmt, verletzt seine Hämorrhoiden. Außerdem kann es eine genetische Veranlagung geben.

3. Wann muss ich zum Arzt?

„Prinzipiell sollte jede Blutung des Darms vom Arzt abgeklärt werden“, sagt Pfeifer. Denn auch Darmkrebs und seine Vorstufen können sich durch Blut im Stuhl äußern. Danach gilt: „Die Therapie bestimmt der Patient“, sagt Pfeifer. Das bedeutet: Abhängig davon, wie groß der Leidensdruck durch Hämorrhoiden-Probleme ist, wird entschieden, welche Therapie notwendig ist. Diese kann von einfachen Zäpfchen oder Salben, die die Blutung stillen und den Juckreiz bekämpfen, bis hin zu einer Operation reichen.

4. Bei welchen Symptomen braucht es welche Therapie?

Es gibt laut Pfeifer zwei Gruppen von besonders unangenehmen Symptomen: Einerseits jene Hämorrhoiden, die zu Blutungen führen, andererseits jene, die nach außen fallen („prolabieren“). „In einem milden Stadium können schon eine Umstellung der Ernährung hin zu mehr Ballaststoffen und eine Änderung des Stuhlverhaltens ausreichend sein“, sagt Pfeifer. Reicht das nicht, müsse man individuell entscheiden, welche Behandlung für den Patienten die beste ist.

5. Welche Therapie passt zu welchem Problem?

Ist die Blutung das Hauptproblem, könne man die Hämorrhoiden veröden oder mit einer Gummiband-Legatur behandeln. Diese Eingriffe können ambulant gemacht werden. Ist das Nach-außen-Fallen (Prolaps) das Hauptproblem, gebe es zwei Herangehensweisen: Die Hämorrhoiden können erstens „weggeschnitten“ oder zweitens „gerafft“ werden. Der Vorteil der ersteren Methode ist, dass sie auf lange Sicht erfolgreicher, für den Patienten aber viel schmerzhafter ist als eine Raffung. Bei dieser zweiten Methode werden die Blutgefäße, die zu den Hämorrhoiden führen, abgebunden und das vorhängende Gewebe wird, ähnlich wie bei einem Facelifting, „gestrafft“. „Es sollte in einem ausführlichen Gespräch zwischen Arzt und Patient entschieden werden, welche Methode am besten zu den Problemen passt“, sagt Experte Pfeifer.