Es ist wieder so eine Binsenweisheit, die einfach nicht aus den Köpfen herauswill: „Bei Nasenbluten den Kopf in den Nacken legen, dann hört es gleich wieder auf.“ Dieser Ratschlag geistert noch immer im Bewusstsein herum - ist aber völlig falsch. Warum das so ist und warum Nasenbluten gerade im Winter häufiger auftritt, erklärt Dietmar Thurnher, Vorstand der HNO-Klinik am LKH-Uniklinikum Graz.

Welche Ursachen für Nasenbluten gibt es? Laut Thurnher muss man zwischen lokalen und systemischen Ursachen unterscheiden. Ersteres bedeutet, dass es zu Verletzungen der Nasenschleimhaut und dadurch zu Blutungen kommt. Die Nasenschleimhaut ist sehr gut durchblutet, daher reichen schon kleine Verletzungen aus. Diese können durch Bohren oder „Kletzeln“ in der Nase ebenso passieren wie durch eine Verletzung, z. B. einen Schlag. „Im Winter sind die Schleimhäute durch die trockene Luft ebenfalls trocken und dadurch auch besonders empfindlich“, sagt Thurnher. Für den größeren Teil an „Nasenblutungen“ sind aber Ursachen aus der zweiteren Gruppe, den systemischen Erkrankungen, verantwortlich. „Ein Problem mit der Blutgerinnung oder Bluthochdruck kann Nasenbluten auslösen“, sagt Thurnher.

Dietmar Thurnher, HNO-Vorstand LKH Graz
Dietmar Thurnher, HNO-Vorstand LKH Graz © Kanizaj/LKH

Wieso führt Bluthochdruck zu Nasenbluten? „Der hohe Druck führt dazu, dass Äderchen in der Nasenschleimhaut platzen“, erklärt Thurnher. Aber auch Patienten, die Mittel zur Blutverdünnung einnehmen (z. B. Marcoumar oder Aspirin), leiden häufig an Nasenbluten, was selten, aber doch sogar zu einem echten Notfall werden kann, da die Blutung nur schwer zu stillen ist.

Was ist zu tun, wenn die Nase blutet? Der alte Rat, den Kopf nach hinten in den Nacken zu legen, ist völlig falsch! „Dadurch schluckt man Blut, was in der Folge und bei großen Mengen zum Erbrechen führen kann“, sagt Thurnher. Tatsächlich sollte man genau das Gegenteil tun: den Kopf nach vorne beugen, damit das Blut abfließen kann, und unterstützend etwas Kaltes (z. B. ein feuchtes Tuch) in den Nacken legen: Durch den Kältereiz verengen sich die Blutgefäße. Zusätzlich kann es auch helfen, die Nasenflügel zusammenzudrücken, um der Blutung Einhalt zu gebieten.

Was ist zu tun, wenn das Nasenbluten nicht aufhört? Laut Thurnher liegt die „magische Grenze“ bei zehn Minuten: Hat das Nasenbluten nach dieser Zeit nicht aufgehört, sollte man ein Krankenhaus aufsuchen. Dort wird die Blutung dann mit einer sogenannten Tamponade behandelt: Das Nasenloch wird mit Verbandsmaterial „ausgestopft“. In manchen Fällen kann es auch notwendig sein, ein Gefäß zu veröden.

Warum sind Kinder oft von Nasenbluten betroffen? Das liegt an der Entdeckungsfreude der Kleinen: Der Finger reicht genau bis zu jener Stelle der Nase, die besonders stark durchblutet ist, erklärt Thurnher - und das testen Kinder natürlich aus. Durch das Nasenbohren kommt es dann zu den Verletzungen der Schleimhaut. Dieses Nasenbluten ist aber harmlos und hört schnell wieder auf.